Lesotho
06.06.07 - 10.06.07
Ein Visum brauchen wir für Lesotho nicht, nichts desto trotz müssen wir
Fiche ausfüllen, dann drückt man uns die Stempel in die Pässe. Während wir
darauf warten, das der Chef aufkreuzt um zu unterschreiben fragen wir wegen des
Carnet. Aber hier haben die Jungs noch weniger Plan als in Südafrika. Mit viel
Überredungskunst kriegen wir den Stempel dann doch noch. Ich zeige ihm wo er
unterschreiben muss und trenne ihm den richtigen Abschnitt ab, denn beinahe
hätte er beide, d.h. für Ein - und Ausreise abgerissen. Eine Road Tax von 4 Rand
ist zu bezahlen, was ja nun nicht wirklich schmerzt. Es regnet mal wieder,
unseren Mittagslunch bereiten wir im Auto zu. Bei so nem Wetter schickt man
keinen Hund vor die Tür. Unser Ziel heute ist Malealea, dort soll es eine schöne
Lodge geben, bei der man auch campen kann. Die Menschen die uns unterwegs
begegnen sind alle in Wolldecken eingehüllt, die meisten tragen sie um die
Schultern, einige wie einen Rock um die Hüften, wieder andere tun beides. Die
Landschaft ist beeindruckend, nicht umsonst nennt man Lesotho das “Dach
Afrikas”. Das Land besteht fast ausschliesslich aus Bergen und Hochplateaus, der
niedrigste Punkt liegt bereits bei 1400 m. Dort wo es möglich ist, sind an den
Berghängen Felder angelegt. Wir sind auf der Suche nach einem Abzweig, “ Sind
anscheinend dran vorbeigefahren” “Ich hab nichts gesehen, fahr halt noch mal ein
Stück zurück”. Da ist er der Abzweig, aber hier können wir nicht lang fahren,
die Piste ist völlig zerklüftet, riesige Steinbrocken liegen im Weg und man
müsste extrem steile und schräge Abhänge fahren. Wir hatten ja bereits gelesen,
das in Lesotho von etwa 5500 km Strasse und Piste nur etwa 800 km asphaltiert
sind und das man abseits der Hauptstrecken ohne Vierradantrieb nur beschwerlich
oder gar nicht vorwärtskommt, aber diese Piste hier ist nur noch zu Fuss zu
meistern. Wir lassen es also bleiben und nehmen einen Umweg, es dämmert schon
als wir in der Malealea Lodge ankommen.
Zum Frühstück zaubere ich uns gerade ein paar Pfannkuchen und lerne
nebenbei Camilla kennen, eine sehr gut deutsch sprechende Norwegerin. Als sie
erfährt das ich Friseurin bin ist sie Feuer und Flamme, 15 min. später schneide
ich ihr die Haare. Es wird Zeit weiter zu ziehen, wir machen einen kleinen
Abstecher zu einem Wasserfall, der allerdings nicht besonders spektakulär ist.
Immer mal wieder fahren wir an kleinen Dörfern oder einzelnen Hütten vorbei, wo
es uns gerade gefällt halten wir, wie jetzt hier an einer allein stehenden
Hütte. Zwei Männer sind gerade damit beschäftigt Holz zu zersägen und etwas zu
bauen. Freundlich kommt der jüngere auf uns zu und wir plaudern eine Weile,
seine Frau und die 3 Kinder sind auch dabei. Es ist schön das einige Menschen so
offen und unkompliziert sind und einem den Zugang zu ihrem Leben nicht
verwehren. Zu oft erleben wir nur die andere Seite, Menschen die wenn sie uns
sehen nur die Hand aufhalten und rufen : gimmy money, oder sweets oder sonstwas.
Pltzlich vernehmen wir ein seltsames Quietschgeräusch, ich halte den Kopf aus
dem Fenster “ Das kommt irgendwo von vorne rechts”. Jan fährt links ran und
wirft sich unters Auto. Nach einiger Zeit des Suchens füllt er etwas Öl am
Achsschenkel nach, hoffen das es das war und fahren weiter. Nach kurzer Zeit
hört es auf zu quietschen aber dafür stellt sich ein neues Problem ein. Ab ca.
50 km/h fängt Gandalf an zu vibrieren, wir sind völlig überfragt was das nun
wieder sein könnte. Kurzer Hand drehen wir um und fahren nach Roma, denn dort
wissen wir von einem Campingplatz, vielleicht kann uns dort jemand weiterhelfen.
Fehlanzeige, eine Werkstatt gibt es hier nicht, wir sollten nach Südafrika
fahren. sagt man uns, aber das wollen wir jetzt nun wirklich nicht. Wir
versuchen ein Telefon zu finden aber auch damit sieht es schlecht aus.
Schließlich haben wir doch noch Glück, die Chefin des Camps lässt uns ihr privat
Telefon benutzen. Jan ruft Peter in Deutschland an, den “Diesel-Papst” wie er in
der Land Rover Szene genant wird und beschreibt das Problem. Er gibt einige Tips
und sagt Jan wonach er schauen soll. Heute wird das allerdings nichts mehr, es
wird schon langsam dunkel.
Schon früh am Morgen liegt Jan unter dem Auto “ Ich hab’s gefunden !
Jetzt schau sich einer das an - völlig kaputt ! “ Kaum zu glauben es ist das
Kreuzgelenk, das wir erst in Botswana ausgetauscht hatten. Diesmal weiß Jan
genau wie es zu machen ist, dafür brauchen wir keine Werkstatt mehr. Er baut die
Kardanwelle aus und wechselt das Kreuzgelenk erneut aus. Jetzt haben wir dafür
kein Ersatzteil mehr. Wir können unsere Fahrt fortsetzen. Die schneebedeckten
Bergspitzen die wir die letzten Tage nur aus der Ferne gesehen haben sind jetzt
zum Greifen nahe. Wer hätte das gedacht, wir sind in Afrika und fahren gerade
durch den Schnee. Die Strasse die nach Thaba Tseka führt unterliegt gerade
Baumassnahmen, der Hang wird weiter abgetragen um die Piste breiter zu machen
und so tuckern wir in einer kleinen Autokolonne im Schrittempo weiter. Spontan
nehmen wir einen Arbeiter, der schon seit einigen Minuten mehr oder weniger
neben uns herläuft, auf der Motorhaube mit. “ Der hat genau das richtige an”
sage ich zu Jan. Er trägt einen “schönen”, dicken, warmen Skianzug. Nach einigen
km sind wir an der Baustelle vorbei und kommen wieder etwas schneller voran. Es
geht mal wieder hoch hinauf, Gandalf klettert bis auf 2900 m. In Thaba Tseka
füllen wir noch mal einen Tank auf und suchen uns eine Unterkunft. Bei einem
Hotel dürfen wir stehen, bekommen einen Schlüssel um das Badezimmer benutzen zu
können. Es ist schweinekalt, das Thermometer fällt und fällt. Um uns aufzuwärmen
bevor wir in unser ungeheiztes Zelt steigen, nehmen wir ein Bad, doch leider
gibt es nicht unbegrenzt heißes Wasser und so wird aus unserer Badeveranstaltung
nur ein kurzes Vergnügen. Bei minus 3 C° huschen wir ins Zelt.
Wir sind ein bisschen spät dran, aber laut unsere Entfernungsangaben auf
der Landkarte dürfte es kein Problem sein noch rechtzeitig an die Grenze zu
kommen. Die Piste die wir uns ausgesucht haben wir zunehmend schlechter. Mit
höchstens 15 km/h klettern wir bergauf und bergab. Kleine und große Steinbrocken
verzieren den Weg und so holpern und wanken wir mit gelegentlich bis zu 20 °
Schräglage voran. Auch kleine Flussdurchquerungen sind mit von der Partie. Bis
auf die Hauptstrasse schaffen wir es heute wohl auf keinen Fall. Es ist also mal
wieder wildcampen angesagt, in der Sommerzeit ist das hier auch bestimmt ne
tolle Sache, aber wir wissen ja wie kalt es Nachts wird. Der Wind bläst uns
eiskalt um die Nase, wir bauen unser Heckzelt auf um etwas geschützter zu sein.
Wir haben schon so ziemlich alles an was geht, aber die Kälte kriecht ganz
langsam durch und lässt uns frösteln. Wir haben noch noch eiin paar Scheiten
Holz im Auto und machen uns ein kleines Feuerchen um uns bei mittlerweile minus
4 C° ein wenig aufzuwärmen.
Wir sind zwar immer noch auf der Piste, aber das schlimmste Stück haben
wir wohl geschafft, jetzt ist nicht der Untergrund das Problem sondern Gandalf
macht schon wieder mucken. Er zieht einfach nicht mehr. Wir kommen wieder auf
Asphalt und hier fällt es jetzt besonders auf. Bei 2300 Umdrehungen ist Schluss
obwohl Jan Vollgas gibt. Aus dem Auspuff kommen stossweise Qualmwölckchen. Wir
fahren mal wieder an die Seite. Jan wirft einen blick unter die Haube und kommt
der Sache schnell auf die Schliche. Er lässt den Dieselfilter leer laufen und
fängt die Flüssigkeit in einer Flasche auf. Na kein Wunder, das Gandalf nicht
richtig laufen will. Da ist mehr Drecksbrühe als Diesel drin. Nur gut, das wir
den Zusatztank hier in Lesotho nicht auch voll gemacht haben. In alter frische
geht es weiter. Wir nähren uns dem Sani Pass, an diesem Grenzübergang sind nur
4X4 Fahrzeuge zugelassen, wir sind gespannt. Die Ausreiseformalitäten gehen
schnell und Problemlos, hier scheint man sogar das Carnet de Passage zu kennen,
ohne das es vieler Worte bedarf bekommen wir unsere Stempel. Wir passieren. Die
Aussicht die sich uns jetzt bietet ist spektakulär. Die Piste ist steinig und
uneben, in heftigen Serpentinen geht es steil bergab. Die Wasserfälle an den
Hängen sind alle eingefroren, wir sind bald mehr am fotografieren als am fahren.
Jan wirft einen Blick aufs GPS “1000 Höhenmeter auf nur 9 km - Wahnsinn ! “
Wobei es auf den ersten 3,5 km etwa 600 m waren. Am Ende des Passes ist der
südafrikanische Grenzposten.