Äthiopien

16.08.07 - 21.08.07

Wir fahren auf die äthiopische Seite. Was seit langem eine große Veränderung für uns ist, denn hier wird wieder auf der rechten Seite gefahren. Am Grenzposten werden in Zimmer Nr. 1 die Pässe eingescannt, in Zimmer Nr. 2 sollten wir eigentlich unseren Stempel bekommen, was sich ziemlich in die länge zieht. Keine Ahnung was der Beamte mit seinem Einfingersuchsystem in den Computer tippt, aber es dauert. Ab und an stellt er mal ne Frage, “Beruf ?” “Friseurin” “Hä ?” “Friseurin” “Hä ?” “Friseurin”, nach wie vor ein großes Fragezeichen in seinem Gesicht, aber jetzt tippt er irgendwas. Nach einer halben Ewigkeit bekommen wir endlich den Stempel. Beim Zoll legen wir das Carnet vor und geben alle von der Botschaft gestempelten Kopien ab. Einen Stempel bekommt man hier nicht, dafür einen anderen Wisch. Dann wird noch die Chassisnummer geprüft. Geschafft wir sind drin.

Die Landschaft hier gefällt uns sehr gut, es ist so ganz anderes wie man sich Äthiopien vorstellt. Im Kopf hat man das Bild von Hungersnöten, einem öden, unfruchtbaren Land. Es ist hügelig und so saftig, leuchtend grün hier, überall sind Felder und Bananenbäume, die Leute hüten Kühe und Ziegen, die Esel sind mit schweren Lasten bepackt, richtig idyllisch. Doch es gibt eine Sache die dem ganzen einen schlechten Beigeschmack gibt: die Bettelei. Immer wieder rennen uns die Kinder nach und verlangen ganz penetrant Geld, Kugelschreiber oder sonst irgendwas. Sie klammern ihre Finger um die heruntergelassene Seitenscheibe und rennen, immer wieder wiederholend was sie wollen, neben dem Auto her. Wenn wir nur vorbei fahren und sie nicht die Gelegenheit haben ans Auto zu kommen, halten sie nur die Hände auf und schreien uns irgendwas zu.

Es wird Zeit das wieder ein wenig Gas geben, was heißt das wir uns von den Mädels verabschieden müssen. *wünschen euch noch ne schöne Zeit, ohne weiter platte Reifen* Soweit es die Strassen zu lassen düsen wir zügig Richtung Addis Abeba. Müssen immer mal wieder bremsen, weil die Leute mitten auf der Gasse spazieren gehen, sie ihre Kühe, Ziegen und Esel auf Strasse entlang treiben. In Sodo stossen wir auf ein Problem, die Strecke die wir weiter fahren wollen ist wegen Strassenarbeiten gesperrt. Wir fragen ein paar Leute nach einer Umleitung und bekommen viele verschiedene Antworten - Prima! Die Menge wird immer größer, sie diskutieren untereinander, jeder zeigt in eine andere Richtung und meint etwas anderes zu wissen, letztendlich hat wohl keiner hier einen blassen Schimmer. Wir fahren einfach über die Absperrung auf die noch nicht fertige Strasse. Nach einigen Metern werden wir von Bauarbeitern gestoppt. Hier ist endlich einer dabei, der versteht das wir uns nicht auskennen. Er schickt uns einen LKW vornweg, der uns auf den richtigen Weg bringt. Es ist recht bergig und geht immer mal wieder hoch hinaus. Wir fahren in einen kleinen Ort, sehen am Strassenrand irgendwas weisses, das Aussieht wie Schneereste. Wir schauen uns fragend an und halten. “Das sind Hagelkörner und was für welche !” Erreichen noch vor der Dunkelheit die Hauptstadt, Addis Abeba.

Als erstes suchen wir die iranische Botschaft auf, aber  leider ist der Konsul gerade im Urlaub. Wir sollen Morgen noch mal wieder kommen um Auskunft zu bekommen. Schade eigentlich, aber nichts desto trotz wollen wir uns das Visa für Djibouti besorgen. Dort erklärt man uns ziemlich Lustlos, dass wir ein Schreiben der deutschen Botschaft brauchen, oohh Mann das nervt. Also auf zur deutschen Botschaft ans andere Ende der Stadt. Zu spät, hier arbeitet man nur bis um 12.00 Uhr, es ist viertel nach, Pech gehabt, ein erfolgloser Tag. Zurück beim Hotel lernen wir einen Österreicher, Martin, kennen, der mit dem Motorrad unterwegs ist. Wir unterhalten uns gut und machen uns gemeinsam auf den Weg etwas Essen zu gehen. Es lohnt sich hier in Äthiopien kaum selbst zu kochen, alles kostet nur ein Apfel und ein Ei. Wir sitzen in einem gemütlich eingerichtetem, warmen Restaurant, essen gut, trinken ein Gläschen Wein und unterhalten uns über Gott und die Welt. Es fängt an zu regnen, aber richtig. Es schüttet wie aus Eimern, sicher wird es wieder ins Auto laufen und wenn wir Pech haben wird es auch im Zelt nass, aber wenn wir jetzt los laufen würden wären wir in wenigen Sekunden nass bis auf die Haut. Das Wasser schiesst wie ein Strom die Strasse runter. Als es fast aufgehört hat gehen wir vor die Tür, rauchen noch eine Zigarette und warten, dass wir los laufen können, aber weit gefehlt, es wird wieder heftiger, bleiben sogar unter dem Vordach nicht ganz trocken. Ganz plötzlich wird es mir übel, mein Kreislauf fällt in den Keller und dann bin ich weg. Es ist dunkel, höre nur wie Jan immer wieder meinen Namen ruft und mir auf die Backe haut. Er und ein paar andere Männer tragen mich zurück in das Restaurant, legen mich auf eine Matratze, die Beine hoch und decken mich zu. Langsam komme ich wieder zu mir, mir ist kalt, bin ja auch ganz nass. “Du bist einfach umgefallen”. Das ist mir ja schon seit Jahren nicht mehr passiert, hatte früher mal öfters solche Kreislaufprobleme. Jan ist ziemlich fertig und fragt mich andauernd, ob es mir wieder besser geht. “Ja es geht schon, kann wieder aufstehen”. Der Regen hat endlich aufgehört, wir bedanken uns bei den vielen Helfern und gehen zurück zum Auto. Bin etwas geschlaucht, aber soweit wieder auf’m Damm, hauen uns in die Falle.

Stehen Punkt 9.00 Uhr vor der deutschen Botschaft. Nachdem wir die Sicherheitskontrolle hinter uns haben, sind wir die einzigen hier am Schalter. Wir schaffen es die junge Frau dazu zu bewegen uns das Schreiben sofort auszustellen, schließlich ist es ja kein großer Akt und wenn man für den blöden Wisch schon 20,00 Euro zahlen muss, kann man wohl auch eine schnelle Bearbeitung verlangen. Von hier aus steuern wir direkt zur Botschaft von Djibouti, geben den ganzen Krempel ab und bekommen genauso gelangweilt wie gestern gesagt, dass wir Morgen Mittag die Visa abholen können. Wenn es jetzt bei der iranischen Botschaft genauso gut läuft, sind wir zufrieden. Der dritte Sekretär, Herr Izadi, mit dem wir gestern schon gesprochen haben erklärt uns folgendes : “Ihr müsst die Formblätter in zweifacher Ausführung ausfüllen, drei Passfotos, eine Kopie von eurem Reisepass abgeben und ein Bittschreiben verfassen. Die Ausstellung für das Visa dauert zehn Tage, könnt es aber in jedem Land wo es eine iranische Botschaft gibt entgegen nehmen. Die Kosten belaufen sich, je nach Land, so um die sechzig Euro.” Unser Grinsen wird immer breiter, das ist ja alles noch viel unkomplizierter als wir dachten. Wir machen uns sofort an die Arbeit, füllen alle Zettel aus, setzten ein Schreiben auf und geben alles ab. Die Botschaft hier, setzt sich dann mit der iranischen Botschaft im Oman in Verbindung, wo wir das Visa dann mehr oder weniger abholen können. Na wenn das kein erfolgreicher Tag war !

22.08.07 – 25.08.07

Wir holen unsere Visa ab und machen uns direkt auf den Weg, raus aus der Stadt. Haben uns auf Martins Rat hin entschieden den südlichen Grenzübergang nach Djibouti zu nehmen, Martin konnte bei dem Versuch den anderen Übergang zu nehmen nicht einreisen, da er nicht die Versicherung hatte die sie gerne sehen wollten, den Ärger wollen wir uns ersparen. Außerdem liegt so Harar noch auf dem Weg, das wollten wir uns gerne noch ansehen.

Die Altstadt erinnert uns ein wenig an Marokko. Wir schlendern durch die engen Gassen, hier herrscht ein buntes, geschäftiges Treiben. Ein Wassertank an dem Trinkwasser zu bekommen ist erregt unsere Aufmerksamkeit, das ist eine gute Gelegenheit den Tank wieder zu füllen. Wir fahren das Auto vor und handeln erstmal einen vernünftigen Preis aus bevor wir den Tank vollaufen lassen. Selbstverständlich haben wir jede Menge Zuschauer die verwundert, lachend oder kopfschüttelnd zusehen. Das letzte Stück Strecke bis zur Grenze müssen wir auf Piste zurücklegen. Je näher wir Djibouti kommen umso höher klettert das Thermometer, wir kommen schwer ins Schwitzen.

Es ist 7.00 Uhr, ich krabbele aus dem Zelt, heute wollen wir über die Grenze, die Sonne bruzzelt mir schon jetzt aufs Hirn, ich werfe einen Blick aufs Thermometer : 26 C° - na Prima. Die Ausreise läuft ohne nennenswerte Hürden.

 

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