Kenia

08.08.07 - 16.08.07

Für die Einreise nach Kenia müssen wir wieder ganz schön bluten. Verlangen ordentlich viel Geld für Visa und Strassengebühren. Bis alles erledigt ist vergeht viel Zeit, aber schließlich hat alles ja mal ein Ende. An Strassensperren und Kontrollen sind wir ja schon lange gewöhnt, aber Nagelbretter haben wir zum letzten Mal in Nigeria gesehen. Fahren immer sehr langsam an die Kontrollposten ran und meistens winkt man uns dann weiter.

Endlich in Nairobi, haben einiges zu tun und steuern als erstes die äthiopische Botschaft an. Es herrscht höllisch viel Verkehr, die Strassen sind vollgestopft mit Menschen und Autos und als wir zur Botschaft kommen, hat diese schon geschlossen. Wir machen uns also weiter auf die Suche nach einer Werkstatt, brauchen ja noch neue Stossdämpfer. Nach einigem hin und her finden wir auch einen Shop, aber leider hat man hier nicht das passende. Netterweise bekommen wir eine andere Adresse, bei der wir es versuchen sollen. Wir stecken im dicksten Stau, kommen nur Stückchenweise voran, und als wir endlich ankommen schliesst die Werkstatt gerade. Kein besonders erfolgreicher Tag. Auf dem Campingplatz lernen wir eine Truppe netter Mädels kennen, die auch auf dem Weg nach Norden sind. In vier Tagen wollen sie weiterziehen, das passt ganz gut bis dahin müssten wir alles erledigt haben und können uns anschliessen.

Auf der äthiopischen Botschaft herrscht reger Verkehr, wir geben alle gewünschten Papiere ab und man sagt uns das wir am Nachmittag unsere Visa abholen können. Die Jungs bei der Werkstatt scheinen ganz fit zu sein und machen sich gleich ans Werk. Sie bieten hier einen ganz speziellen Dämpfer (Robs Magic) an der angeblich extra für Afrika entwickelt wurde. Wir lassen neue Federn und Dämpfer vorne einbauen, machen eine Probefahrt und es fühlt sich wirklich gut an, jetzt ist auch das klonckgeräusch was wir seit einigen tausend Kilometern haben weg. Aber jetzt stimmt natürlich das Verhältnis zu hinten gar nicht mehr. Für unser Auto gibt es mal wieder keine passenden Federn für hinten, bzw. haben schon welche aber die sind nicht stärker als unsere. Uns wird ein Doppeldämpfersystem angeboten. Wir lassen uns die Sache kurz durch den Kopf gehen. Geld haben wir dafür eigentlich keins, aber wenn wir es jetzt richtig machen lassen, haben wir vielleicht endlich Ruhe und keine weiteren Probleme mit dem Fahrwerk. Einige Teile müssen extra angefertigt werden, dass heisst es geht erst morgen weiter.

Tag zwei in der Werkstatt: kaum haben wir das Auto abgestellt wir es hochgebockt und wild wird geschraubt, gehämmert, gesägt, gebohrt und geschweisst, zwei bis sechs Mechaniker sind beschäftigt. Auf der linken Seite ist nicht genügend Platz für die Halterung. Der Auspuff wird kurzerhand abgesägt und passend wieder angeschweisst. Uns stehen schon alle Haare zu Berge, Jan ist völlig am rotieren, denn muss schon genau aufpassen was die Jungs so machen sonst bleiben irgendwelche Schrauben auf der Strecke, die Feder sitzt nicht in der richtigen Position, oder wer weiss was sonst noch. Beim bohren schaffen sie es tatsächlich den Bohrer abzubrechen, der ist nun auf Ewig in der Karosserie versenkt. Wir verbringen den halben Tag hier bis endlich alles fertig ist. Gandalf ist jetzt bretthart und macht hoffentlich keine Mucken mehr. Zurück beim Camp lernen wir ein deutsches Pärchen (Corinna & Jörg) kennen. Die beiden sind auf dem Weg nach Süden. Sie berichten von ihrer Fahrt hierher, sind nicht die übliche Strecke über Ägypten gekommen, wir spitzen die Ohren. Wir werden auf eine Wasserpfeife eingeladen und hören gespannt zu. Die zwei sind via Iran mit der Fähre dann in die Arabische Emirate, Oman, Jemen und mit einer Dau nach Djibouti gereist. Wir kleben an ihren Lippen und fragen sie Löcher in den Bauch. Über diese Route hatten wir noch nicht so richtig nach gedacht und sind begeistert.

Bevor wir morgen gemeinsam mit Anita & Brecht aus den Niederlanden, Sylvia & Ilse aus Südafrika weiter ziehen gibt es noch einiges zu wurschteln. Ich schneide einigen die Haare, Jan schraubt das Dach fest, das sich nun endgültig gelöst hat, Jörg übernimmt die Federn die bei uns ausgebaut wurden, ich checke noch  unsere Mails und waschen ein paar Klamotten. Am Abend sitzen wir wieder zusammen mit Corinna und Jörg und schmieden einen neuen Plan für unsere Heimreise. Der Gedanke die selbe Strecke zurück zu fahren, den die beiden gekommen sind hat uns nicht mehr losgelassen. Es würde uns den Einreiseärger an der ägyptischen Grenze, der wie wir schon so oft gehört haben sich bis auf eine Woche ausdehnen kann, ersparen. Die ganze Prozedur dort kostet viel Geld und Nerven, sicher ist auch das wir für 2-4 Tage getrennt wären, da nur einer von uns mit dem Auto über den Staudamm darf, der andere muss auf die Personenfähre und sich dann eine Bleibe suchen bis das Schiff mit den Fahrzeugen ankommt. Auch müssten wir uns dann keinen Führer für Libyen organisieren, was auch  nicht gerade ein Sonderangebot ist. Aber nicht nur das ist es was uns reizt, es ist eine andere Kultur, ein anderer Schlag Menschen die wir gerne erleben wollen, nach nun über neun Monaten Afrika ist uns nach Abwechslung zumute. Corinna und Jörg schwärmen von den netten, hilfsbereiten und unglaublich gastfreundlichen Leuten denen sie begegnet sind. Das alles sind für uns Gründe genug alles über den Haufen zu werfen und umzuplanen. Zwar haben wir schon die Visa für Sudan und Ägypten, aber was soll’s. Wir tauschen Reiseführer und Kartenmaterial, geben uns gegenseitig Tips und Infos über Strecken, Städte und Unterkünfte. Es ist also beschlossene Sache, wenn wir ein Visa für den Iran bekommen können werden wir die Strecke fahren.

Wir verabschieden uns von Corinna & Jörg *wünschen euch beiden noch viele schöne Erlebnisse* und starten durch. Brecht und Anita fahren vorne weg, sie geben das Tempo an, denn  wenn es bergauf geht lässt die Geschwindigkeit mit ihrem alten Land Rover etwas zu wünschen übrig. Noch in Nairobi müssen Anita & Brecht einen platten Reifen hinten links wechseln, schnell und routiniert beheben die zwei das Problem. Wir düsen weiter. Nach einiger Zeit fällt uns bei Brechts und Anitas Landy der rechte Hinterreifen auf, der anscheinend Luft verliert. Wir geben Signal zum halten, und wie vermutet der Reifen verliert Luft. Also noch einmal das ganze, weil es so schön war. Wir fahren bis nach Isiolo die Strecke ist geteert und wenn es nicht gerade bergauf geht kommen wir gut voran. Was zu kochen hat niemand so richtig Lust, also bestellen wir was für die ganze Mannschaft. Unsere Mägen hängen bereits irgendwo in der Kniekehlengegend und wir warten und warten und warten. Nach geschlagenen 2 Stunden kommt endlich was zu kauen, wie ein Rudel Löwen stürzen wir uns aufs Essen.

Heute wollen wir bis Marsabit fahren das sind gute 250 km Piste. Es ist staubig, viel hartes Wellblech, steinig und löchrig. Unser neues Fahrwerk macht sich ganz gut, wenn wir nicht gerade auf üblem Wellblech unterwegs sind, denn dafür ist es eine Spur zu hart. Es fühlt sich an, als ob die Innereien neu sortiert werden, es vibriert durch und durch. Nichts desto trotz sind wir sehr zufrieden, Gandalf ist endlich wieder spurtreu und das Heck springt und hoppelt nicht mehr. Es ist heiß und staubig, die Landschaft trocken und überweidet ausser ein paar Sträuchern gibt es hier nichts. Endlich ist Marsabit in Sicht, Anita hat eine Wegbeschreibung zu *Henry the Swiss* einem Camp. Wir kaufen frisches Brot, geniessen eine heisse Dusche, kochen gemeinsam und verbringen einen gemütlichen Abend zusammen.

Nach einem Tag Pause liegt nun das letzte Stück schlechte Piste bis nach Moyale, der Grenze zu Äthiopien vor uns. An einem Militärposten noch in Marsabit werden wir gestoppt und gefragt, ob wir eine Eskorte dabei haben wollen, erst vor einem Monat soll es angeblich wieder einen Überfall gegeben haben. Anita & Brecht die genau dieselbe Strecke vor einigen Monaten alleine nach Süden gefahren sind, meinen das es nicht nötig wäre. Erstens haben wir alle keinen Platz um jemand mit zu nehmen, zweitens wäre die Eskorte nicht umsonst und drittens wäre ein Soldat auch nicht wirklich eine Hilfe, wahrscheinlich würde er sowieso nur hinten drin liegen und schlafen und im falle eines Überfalls nützt der dann auch nichts. Wir vereinbaren alle halbe Stunde kurz zu stoppen um sicher zu gehen, das wir alle da sind, ansonsten nur zu fahren und auf keinen Fall zu halten wenn wir andere Leute laufen oder bei ihrem Auto stehen sehen. Gesagt getan. Wir fahren durch Wüste, nichts ausser Staub, Sand und Steinen. Der Landy von Anita & Brecht macht mucken, die Bremsen gehen nicht mehr. Während hier kräftig geschraubt wird stellen Ilse & Sylvia fest das sie Wasser in der Kabine haben, irgendwo hat der Wassertank ein Leck. Jan wiederum stellt fest, dass unser Dach sich nun auch auf der Fahrerseite gelöst hat. Da stehen wir also mitten in der Wüste in einem nicht sicherem Gebiet, die einen Schrauben an der Bremse, die anderen lassen über 100 Liter Wasser in den Sand ab und wir schrauben das Dach wieder fest. Wir alle sind froh nicht alleine hier zu stehen. Die Bremsen gehen wieder, die Kabine ist wasserfrei, das Dach wieder fest und wir setzten die Fahrt fort. Nach und nach wird es wieder etwas grüner, es wachsen ein paar Grasbüschel und Sträucher. Auch Kamele und Menschen sind wieder unterwegs. Kurz vor Moyale geben wir Anita und Brecht ein Signal zu stoppen, der Reifen hinten rechts hat eine Blase. Die zwei haben echt Pech. Der Schaden wird begutachtet und sie beschliessen, dass Stück nach Moyale noch zu fahren und dann beim Camp den Reifen zu wechseln. Direkt beim Ortseingang ist eine Schranke, hier dürfen wir uns erst alle mal in ein großes Buch eintragen, bevor wir an den eigentlichen Grenzposten kommen. Wir füllen Fiche aus, tragen uns in Bücher ein und bekommen unsere Stempel.

 

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