Djibouti
25.08.07 – 28.07.07
Ganz abgesehen davon das hier niemand weiß wo, wie
und warum das Carnet gestempelt werden muss, dafür jede Menge unsinnige Zeit
vergeht, läuft es ganz gut und letztendlich haben wir alles was wir wollen.
Jetzt sind wir also in Djibouti, dem letzten Land für uns auf dem afrikanischen
Kontinent. Auf Teerstrasse fahren wir in die Hauptstadt, die wie das Land
Djibouti heißt. Die Gegend ist trocken, steinig und sehr dreckig. Wir stürzen
uns direkt ins Gewühl und versuchen Infos für eine Verschiffung zu bekommen.
Kaum haben wir geparkt versammelt sich eine Truppe halbstarker Jugendlicher um
uns, sie wollen das Auto waschen um sich ein paar Kröten zu verdienen. Wir
verklickern ihnen, das sie es bleiben lassen sollen und stapfen los. Als wir
wieder zurück zum Auto kommen ist doch tatsächlich einer dabei Gandalf zu
waschen. Nur mit viel Gebrüll ist ihm klar zu machen das er aufhören soll. Jetzt
werden die Jungs auch noch pampig und wollen Geld, das sie von uns natürlich
nicht bekommen. Wir werden wild
beschimpft und sie verfluchen die fucking Germans. Wir parken ein paar Ecken
weiter vor einer Bank aber der Geldautomat ist out of order, wir sitzen im Auto
und überlegen was wir nun weiter machen als jemand zu uns ans Auto kommt und uns
freundlich auf Deutsch fragt, ob er uns helfen kann. Wir nehmen das Angebot
dankend an, aber leider findet sich kein funktionierender ATM, auch im Kempinski
Hotel nicht. Hier jedoch genießen wir für ein paar Minuten die Klimaanlage,
draußen hat es bereits 38,6 C° , und tauschen uns mit unserem Helfer Namens
Ismail aus. Er gibt uns seine Telefonnummer und falls wir keine Möglichkeit
finden wo wir campen können sollen wir ihn einfach anrufen, wir könnten dann mit
zu ihm kommen. Die Suche nach einer Unterkunft ist vergeblich. Wenigstens findet
sich jemand der uns ein paar Kröten zu einem vernünftigem Kurs tauscht. Wir
suchen einen Telefonshop auf und rufen Ismail an. Er sagt wir sollen vor dem
großen Polizeigebäude auf ihn warten, er wäre in 10 min. dort. Gesagt getan, wir
folgen ihm aber überraschender Weise fahren wir nicht rechts oder links am
Polizeigebäude vorbei sondern hinein. In einem Gebäude hinter dem Polizeitrakt
arbeitet Ismail. Er erzählt, das er 35 Jahre in Deutschland gelebt und
gearbeitet hat und unter anderem jetzt hier Sprachunterricht fürs Militär und
Polizei gibt die zukünftig für eine Ausbildung nach Deutschland gehen werden. Er
arbeitet also für die Regierung, Wirtschaftsberater so nennt er es. Gleich geht
der Unterricht los, die ersten Schüler kommen schon, sie begrüßen uns auf
Deutsch und stellen sich vor. Um 17.30 Uhr sollen wir wieder hier sein, dann ist
er fertig und wir können zu ihm fahren. Wir nutzen die Zeit um die Botschaft von
Jemen ausfindig zu machen. Am Abend dann zu Hause bei Ismail herrscht reger
Verkehr, die Presse ist da und einige andere Freunde die uns kennen lernen
wollen. Einer von ihnen arbeitet beim Hafen, er will sich für uns mal umhören
wie wir am einfachsten in den Jemen rüber kommen können.
Auf der Botschaft müssen wir ziemlich lange rumwarten bis sich überhaupt
irgendwas tut. Der Typ der für die Visabearbeitung zuständig ist sieht aus wie
ein Bilderbuchmafiosi, er trägt eine verspiegelte Sonnenbrille ist total nervös
und raucht wie ein Schlot. Morgen Vormittag sollen wir wiederkommen dann können
sie die Visa fertig machen. Versuchen noch einmal auf den Banken Geld zu
bekommen auf dem Weg dorthin sind wir auf einer großen, zweispurigen Strasse
unterwegs. Plötzlich hören wir wie etwas mit lautem Knall gegen das Auto fliegt,
aus dem Augenwinkel sehn wir ein paar Kinder weglaufen. Wir sind geschockt, das
Herz läuft ein paar Takte schneller, die haben einen Stein nach uns geworfen.
Die Delle in der Tür ist deutlich zu sehen. Die Sache auf der Bank ist ein
großes Theater, aber ein paar Kröten bekommen wir. Um zurück zu Ismail zu kommen
müssen wir wieder auf derselben zweispurigen Strasse entlang, als wir wieder auf
der gleichen Höhe sind fliegt erneut ein Stein, eine zweite Delle auf der
anderen Seite. Jan geht sofort in die Eisen und springt aus dem Auto, aber die
Jungs sind schon über alle Berge. Das ist wirklich kein schöner Abschied den
Djibouti uns da bietet.
Wir versuchen auch selbst im Hafen ein paar Kontakte und Informationen
zu bekommen. Ein Mittelsmann, der recht gut englisch spricht, bringt uns in ein
Büro. Persönlich sprechen können wir leider mit niemand hier, keiner spricht
auch nur ein Wort englisch, wir sind also auf den Mittelsmann angewiesen. Er
bekommt eine Telefonnummer von angeblich einem Agenten. Wir bezahlen das
Telefongespräch und warten bis er kommt. Eine etwas fragwürdige Figur auf einem
kleinen, knatterndem Moped taucht ca. 10 min. später auf. Auch er versteht kein
englisch. Man übersetzt uns das wohl heute oder Morgen eine Dhow ablegt und wir
im 600 $ geben sollen, dann geht alles klar. Ach so, na klar das wir da nicht
von selbst drauf gekommen sind ! Wir versuchen klar zu machen das wir etliche
Fragen haben und Informationen über Ablauf, Zeitplan und Kosten brauchen. Jetzt
ist der “Agent“ plötzlich beschäftigt und hat keine Zeit mehr für uns, wir
sollen um 16.00 Uhr noch mal wieder kommen. Wir kaufen uns die Tageszeitung, auf
Seite sieben ist ein großes Bild von uns und ein recht langer Text zu sehen.
Leider ist das ganze auf französisch und wir verstehen nur Bruchstücke. Um 16.00
Uhr sind wir zurück am Hafen unser Mittelsmann erklärt uns, dass der Mann mit
dem knatternden Moped leider nicht kommen kann, er hat zu viel zu tun wir sollen
morgen Vormittag wieder kommen. Toll so ist der ganze Tag wieder für die Füß.
Ismail sagt uns, dass sein Freund der beim Hafen arbeitet jetzt genügend Infos
zusammen hat und wir morgen früh zu ihm ins Büro kommen sollen. Die Abende die
wir mit Ismail und seiner Frau verbringen tun sehr gut. Es macht wirklich Spaß
sich mit ihnen zu unterhalten, die beiden sind so nett und herzlich, sie sind
wie gute Freunde die wir schon ewig kennen. Wir dürfen uns bei ihm bewegen, als
ob wir zu Hause wären und nach der Hitze des Tages sehnt man sich nach einer
kühlen Dusche, die Dusche selbst ist auch kein Problem, wir dürfen sie benutzen
so oft wir wollen, aber das Wasser das aus der Leitung kommt ist so heiß das man
sich fast verbrennt.
Pünktlich sind wir am Hafen, unser Mittelsmann ist
sichtlich irritiert das wir ihn heute nicht brauchen. Bei einem kühlen Getränk
warten wir in Djammas klimatisiertem Büro auf einen Agenten. Als dieser dann
endlich kommt muss Djamma vermitteln, da auch er kein englisch spricht. Wir
erklären genau was wir wollen und vor allem wohin wir wollen. Noch heute Abend
gegen 18.00 Uhr läuft eine Dhouw aus, die ihre Fracht in den Jemen bringen wird.
30 $ pro Person und 700 $ für das Auto soll es kosten. Wir müssen schwer
schlucken. Die Verhandlung beginnt, aber weiter als 500 $ können wir den Preis
nicht senken. Das verladen von Gandalf soll mit Hilfe eines Krans von statten
gehen und eigentlich kostet das auch noch mal extra aber Djamma kennt den
Kranführer und so bleiben uns diese Kosten erspart. Wir schlagen ein, werden
also heute noch Djibouti verlassen. Djamma schlägt vor die Zollabwicklung sofort
zu erledigen, da gegen Abend niemand mehr hier ist, der die Papiere dann
ausstempeln kann. Ein Arbeitskollege soll uns zum richtigen Büro bringen, wir
laufen von einem zum anderen, jeder schickt uns woanders hin anscheinend weiß
niemand wer und wo dafür zuständig ist. Nach ewigem hin und her Gelaufe landen
wir dann endlich bei jemand der den passenden Stempel in der Schublade hat. Um
16.00 Uhr sollen wir wieder hier sein um mit dem verladen zu beginnen. Zurück
bei Ismail essen wir ein letztes mal gemeinsam, ruhen uns noch ein wenig aus und
reden über die bevorstehenden Ereignisse, wir müssten noch ein paar Dollar
organisieren um alles bezahlen zu können. Ismail rät uns davon ab auf der Bank
zu wechseln, die nehmen zu viel Gebühren, er kennt eine Frau die zu vernünftigen
Kursen tauscht. Es wird Zeit sich zu verabschieden, wir können gar nicht oft
genug danke sagen für alles was die Beiden für uns getan haben. *Wir hoffen euch
bei eurem nächsten Besuch in Deutschland wieder zu sehen*. Ismail fährt zur
Arbeit und seine Frau mit uns zur Geldwechslerin. Man muss es schon wissen, dass
genau sie, mit einer gewöhnlichen Handtasche auf einem Stuhl am Strassenrand
sitzend, Geld wechselt. Wir wollen Euro in Dollar tauschen, was nicht ganz so
einfach ist wie es klingt. Sie steht mit ihrer Handtasche am Autofenster und
öffnet die “Geldwechselstube”. Zum Vorschein kommen fein säuberlich gebundene
Geldbündel, aller gängigen Währungen. Zuerst werden die Euro in Djibouti Franc
getauscht und dann die Franc in Dollar. Der Kurs ist wirklich um einiges besser
als auf den Banken. Am Hafen wartet Djamma bereits auf uns, wir fahren zum
Anlegeplatz, der Kran ist auch schon da, aber es läuft nicht ganz so reibungslos
wie wir es uns erhofft haben. Die Jungs die die Seile um das Auto schnallen
wollen auch Geld, es wird wild diskutiert, mit Djammas Unterstützung können wir
den Preis von 50 $ auf 15 $ drücken. Das anlegen der Seile ist eine
haarsträubende Sache Jan ist schwer am rotieren damit am Auto alles heil bleibt.
Dann hebt Gandalf langsam vom Boden ab, er hängt ziemlich weit nach vorne
gebeugt in den Seilen, wir halten die Luft an. Dann ist es geschafft, Gandalf
ist an Bord. Unsere Pässe müssen wir bei der Polizei abgeben, die bekommen wir
kurz bevor das Schiff ablegt wieder. Djamma ist nach der ganzen Aktion auch
ziemlich geschlaucht, das liegt normalerweise nicht in seinem Aufgabenbereich
und er ist sichtlich erleichtert das alles gut gegangen ist. Wir bedanken uns
auch beim mehr als nur einmal. Er sagt, das er später bevor das Schiff ablegt
noch mal vorbei kommen will um zu sehen, ob alles in Ordnung ist. Besonders viel
Ladung ist noch nicht auf der Dhouw und wir erfahren, dass diese noch unterwegs
ist, wir warten auf eine Fuhr Kühe. Es ist bereits dunkel, die Crew umsorgt uns
gleich und bietet uns etwas zu essen an, wir sitzen auf einer Ladung
Kürbiskernsäcken aus Äthiopien, essen und warten. Wir sehen das Auto von Djamma
vorfahren, er ist nicht alleine, Ismail
ist auch noch mal mitgekommen um zu
sehen ob es uns gut geht. Nachdem wir uns ein zweites mal verabschiedet haben
warten wir weiter auf die Kühe. Eigentlich wären wir schon müde genug um uns
aufs Ohr zu hauen, aber die Verladung wollen wir uns nicht entgehen lassen.
Endlich geht es los, die Kühe werden auf genau die gleiche weise aufgeladen wie
unser Auto, einen Gurt um den Bauch an den Hacken und in die Luft, manchmal bis
zu vier Stück an einem Hacken, ein lustiges Bild – fliegende Kühe. Die Sache
zieht sich ganz schön in die Länge, es sind schließlich 297 Kühe die aufs Schiff
wollen. Als wir endlich ablegen ist es 2.30 Uhr und wir sind schlagkaputt. Wir
liegen auf Deck auf einem für die Passagiere ausgerolltem Teppich.