Jemen

29.08.07 – 05.09.07

Wir schwitzen schon bevor wir überhaupt aufstehen, sind dreckig und klebrig hätten nichts lieber als eine schöne Dusche, aber wir sind ja nicht alleine hier, den anderen geht es auch nicht viel besser. Die Crew hier ist eine echt nette Truppe, viele aus Indien und Somalia, einige sprechen ganz gut englisch und wir quatschen viel miteinander. Die See ist Gott sei Dank ruhig und so schippern wir langsam aber sicher unserem Ziel näher. Es ist bereits 16.30 Uhr als endlich Land in Sicht ist. Noch bevor wir anlegen dürfen kommt ein kleines Motorboot mit 3 bewaffnetet Militärfuzis angedüst und macht bei uns am Boot fest. Es wird rumtelefoniert und irgendwelcher Papierkram gecheckt. Zwei von den Jungs sehen aus als ob sie einen Tumor in der Backe hätten, sie haben den Mund so voll gestopft mit Khat ( eine äußerst populäre Droge hier im Jemen, Blätter die zerkaut und wie bei einem Hamster in der Backentasche gesammelt werden) das sie kaum sprechen können. Wir dürfen anlegen, das Gepäck der anderen Passagiere wird kleinlichst unter die Lupe genommen, alle Taschen und Koffer müssen geöffnet werden. Man fragt nach unserem Gepäck, wir deuten auf das Auto, was allerdings nicht kontrolliert wird, fällt wohl nicht in deren Zuständigkeitsbereich. Ein Mann der hier anscheinend für die Touristen zuständig ist versucht zu organisieren, das unser Auto umsonst abgeladen wird, der Kran ist schon fleißig dabei die ganzen Kühe an Land zu bringen. Hier treiben sie es noch doller als schon beim aufladen, bis zu sechs Kühe hängen an einem Hacken. Der Kranführer scheint damit nicht so ganz einverstanden zu sein, er will 50 $ und die Jungs die für das anseilen zuständig sind wollen auch noch mal 20 $, aber damit sind wir nicht wirklich einverstanden. Es ist wieder mal ein riesen Tamtam und als alle Kühe vom Schiff runter sind ist es bereits dunkel und der Kranfahrer macht Feierabend. Nun gut, dann verbringen wir also noch eine weitere Nacht an Deck, bleiben weiterhin dreckig und klebrig und träumen nur von einer Dusche.

Wir sind früh auf den Beinen und warten was passiert. Ein Wagen fährt vor und hupt, sie wollen den Kapitän sprechen, dann winkt man auch uns nach unten. Heute ist aus unerfindlichen Gründen der Preis für das abladen unseres Autos noch mal um 50 $ gestiegen. Wir winken ab und gehen zurück auf Schiff, die haben wohl nicht mehr alle Tassen im Schrank, 100 $ für 2 Minuten Arbeit ! Wir warten. Nach einiger Zeit kommt noch ein weiteres Auto in dem irgendwelche hohe Tiere sitzen die nicht gerade gastfreundlich mit uns umgehen. Sie sagen, wenn wir nicht bereit sind 50 $ Dollar zu zahlen sollen wir auf dem Schiff bleiben und wieder zurück nach Djibouti fahren. Wir haben wohl kein andere Wahl, mit den Jungs hier ist wirklich nicht gut Kirschen essen. Um das Geld für das anseilen zu sparen macht Jan die Arbeit selbst. Gandalf wird an den Hacken gehängt und schwebt zum zweiten Mal durch die Lüfte. Wir verabschieden uns von der Crew und stürzen uns in den Behördendschungel. Als erstes kontrollieren sie die Chassis – und Fahrgestellnummer, dann bringt man uns in ein Büro. Hier werden wir äußerst nett begrüßt, bekommen sogar einen Tee gebracht. Erst wollen sie nicht das Carnet stempeln, tragen stattdessen das Auto auch in den Pässen ein, als das erledigt ist stempeln sie das Carnet dann doch. Hoffentlich bekommen wir keine Probleme mit dem Gekritzel das nun in den Pässen ist. Wir bekommen noch zwei Flaschen Wasser geschenkt und einen Zettel den wir an der Schranke abgeben sollen. Die Jungs an der Schranke sind etwas arg nervös, wissen wohl nicht so recht was sie mit uns anfangen sollen, aber mit Hilfe des Papierwischs lassen sie uns schließlich passieren. Als erstes sehen wir nur eine trockene, dürre, steinige Landschaft mit ein paar kahlen Büschen. Weiter im Landesinneren wird es grüner, mit Hilfe von Bewässerungsgräben gibt es kleine Felder und Dattelpalmen. Wenn wir durch Städte fahren haben wir Probleme den richtigen Weg zu finden, den selten ist hier was in unserer Schrift ausgeschildert. Aber die Leute hier sind sehr nett und hilfsbereit und bringen uns immer auf den richtigen Weg. Viele Männer sind sehr traditionell gekleidet mit “Rock“, prunkvollem Gürtel und Dolch, aber auch jeder zweite hat eine dicke Backe voll mit Khat. Frauen sieht man nur sehr wenige und die sind völlig verhüllt, bei den meisten ist nur ein kleiner Schlitz für die Augen frei, bei anderen ist sogar der verhüllt.

In Sana gibt es keine Möglichkeit zu campen, aber die Hotelpreise sind mit umgerechnet 7,00 Euro so günstig dass wir beschliessen nicht ausserhalb der Stadt zu campieren, und unser Auto können wir auf einen bewachten Parkplatz stellen. Wir bummeln durch die Altstatt, die Leute hier sind richtig Fotowild, es sind nicht wir die fragen müssen, ob wir ein Foto machen dürfen, sondern wir werden dauernd gebeten eins zu machen.

Mit einem Taxi wollen wir uns zur Tourist- Police bringen lassen, aber der Fahrer versteht anscheinend nicht genug englisch, jedenfalls bringt er uns nicht dorthin wo wir hinwollen. In einem normalen Touristeninfocenter versuchen wir ein paar Infos zu bekommen, denn wir wissen, dass es nicht immer möglich ist überall hinfahren zu können. Hier lernen wir Adel Rashed kennen, der nimmt uns sofort an die Hand, läd uns in sein Auto und kutschiert uns kreuz und quer 2 Stunden durch die Stadt und bringt uns persönlich zur Tourist- Police. Die Strecke über Marib nach Shibam die wir gerne fahren würden ist derzeit für Touristen gesperrt, wir sollen weiter südlich fahren, dass wäre kein Problem, teilt man uns mit. Wir fragen Adel ob er weiß wo wir eine gute Landkarte vom Jemen bekommen können, den auf unserer sind fast keine Strassen eingezeichnet. Er bringt uns zum Landeskartenarchiv, na wenn das nicht die beste Adresse ist um eine gute Karte zu bekommen. Wir laufen durch lange Gänge mit unendlich vielen Türen, die Leute laufen geschäftig hin und her, in riesigen Schubläden lagert Unmengen von Kartenmaterial. Dadurch das Adel hier jemand kennt bezahlen wir für die Landkarte nur ein Bruchteil des regulären Preises. Adel bringt uns wieder zurück , wir bedanken uns herzlich für seine Hilfe würden ihn gerne noch auf einen kleinen Snack einladen, aber er winkt dankend ab, wir verabschieden uns und verlassen die Stadt. Besonders weit kommen wir allerdings nicht, sind ja schon daran gewohnt das hier überall immer wieder viele Polizei und Militärkontrollpunkte sind, aber an diesem hier in der Nähe von Sanaban sind die Kerle total von der Rolle, verständigen können wir uns leider gar nicht, keiner hier spricht englisch. Ein Trupp Polizisten, bewaffnet bis an die Zähne (was hier ja nichts besonderes ist, etwa jeder dritte trägt hier eine Kalschnikow über der Shulter spazieren. Selbst im Reiseführer steht beschrieben, dass man hier Problemlos für ca. 100,00 Euro eine erwerben kann.) besteigen ein Auto und machen uns klar, dass sie mit uns mit fahren werden. Sie begleiten uns bis nach Rada und würden uns hier gerne in ein Hotel stecken. Das wiederum gefällt uns gar nicht, links und rechts neben der Strasse gibt es tausende von Buschcampingplätzen. Wir fahren also weiter, beim nächsten Kontrollposten, es ist schon lange dunkel, haben wir dir Nase voll. Wir wollen hier bleiben und schlagen demonstrativ unser Zelt auf. Die Jungs vom Militär hier haben nichts dagegen, finden das ganze anscheinend recht unterhaltsam und interessant. Unsere Polizeieskorte jedoch versucht uns klar zu machen das wir hier nicht bleiben können, mit einem Gewehr deutet einer an, das wir hier nicht sicher sind. Wir geben uns also geschlagen packen wieder ein und fahren weiter bis nach Al Bayda, hier können wir auf dem Hinterhof eines Hotels campieren. Da wir nur zu gerne wüssten wie es weiter geht machen wir deutlich, das sie jemand organisieren sollen der englisch spricht, was sie auch tun. Der junge Mann denn sie geholt haben erklärt uns, dass diese Strecke auf der wir unterwegs sind ein Militärgebiet ist, dass als nicht besonders sicher gilt und er entschuldigt sich vielmals bei uns für die Unannehmlichkeiten. Auch sagt er, dass wir ab morgen wieder alleine weiter fahren können. Sie wollen uns zu einem besserem Hotel bringen und so fahren wir brav hinterher. Hier taucht plötzlich noch ein weiterer gut englisch sprechender Mann auf, der sich uns als Tourist Police Guide vorstellt und sich auch als erstes bei uns entschuldigt für das ganze Theater. Bei einem Glas Tee erklärt er uns, dass hier für gewöhnlich überhaupt keine Touristen vorbei kommen und die Polizisten mit der Situation wohl leicht überfordert waren.

Wir machen uns wieder auf den Weg, wollen heute ein großes Stück weiter kommen um die verloren gegangene Zeit aufzuholen. Doch die Einsamkeit hat am zweiten Polizeicheckpoint ein Ende, der ganze Tamtam geht von vorne los und wieder versteht keiner auch nur ein Wort. Ehe wir uns versehen sind wir also schon wieder mit Eskorte unterwegs. Wir sind wirklich begeistert “stöhn“. Beim nächsten Kontrollpunkt werden wir weitergereicht, das heißt die erste Eskorte dreht um und fährt zurück, und die Jungs hier blicken ratlos drein und beginnen zu rotieren. Es wird wie wild telefoniert und auf uns eingeredet, wobei wir ja kein eines Wort verstehen, mit Händen uns Füßen wird immer wieder gefragt wo wir herkommen, wo wir hin wollen und warum. Wir haben die Telefonnummer von dem Guide gestern Abend und rufen dort an, damit er die Lage hier klären kann. Es zieht sich alles endlos in die Länge, wir stehen nun schon fast eine ganze Stunde hier blöde in der Gegend rum. Wir werden wieder ans Telefon gerufen, der Mann am anderem Ende der Leitung erklärt, dass wir hier nicht weiter fahren können, wir müssten umkehren. Jetzt schlägts aber dreizehn ! Wir werden nicht umkehren, wir fahren weiter mit oder ohne Eskorte ! Dann heißt es auf einmal, dass sie uns auf einer anderen Strecke nach Mukalla bringen werden. Nun gut wie auch immer Hauptsache es geht endlich weiter. Jetzt fährt nicht nur ein normales Polizeiauto mit sondern ein Pick up auf dessen Ladefläche sieben schwer bewaffnete Männer sitzen und einer steht während der ganzen Fahrt an einem Aufbau, schussbereit an einem vollautomatischem Maschinengewehr. Wir kommen uns vor wie in einem schlechtem Film. Unterwegs kommen uns noch zwei weitere Fahrzeuge entgegen die sich uns anschließen, na also wenn wir jetzt nicht sicher unterwegs sind dann weiß ich auch nicht. Bei jedem weiteren Checkpoint wird die Eskorte gewechselt und die Prozedur warum, wieso, weshalb beginnt von vorne. Langsam wird es dunkel, beim nächsten Stopp versuchen wir klar zu machen das wir müde und hungrig sind und möglichst bald einen Schlafplatz wollen. Hier spricht sogar einer ein paar Brocken englisch, er sagt in der nächsten Stadt, in Azzan können wir übernachten. Nun gut die paar Kilometer packen wir noch. Als wir dort endlich ankommen ist die Eskorte nicht bereit hier zu bleiben, die wollen allen ernstes bis nach Mukall ,weitere 2 Stunden durch die Nacht fahren. Nein das machen wir beim besten Willen nicht mit. Erst als Jan demonstrativ unsere Laune im Scheinwerferlicht auf die Strasse pinkelnd Ausdruck verleiht ist ihnen klar, dass wir keine Lust mehr haben auf dieses planlose Durcheinander. In einem Restaurant finden wir einen netten, jungen Mann der gut englisch spricht und für uns als Vermittler einspringt. Es beginnt wieder ein sinnloses hin und her, aber diesmal bleiben wir hart, wir fahren heute nirgendwo mehr hin, bestellen statt dessen was zu essen. Wir lassen übersetzen, dass wir zur Not direkt hier auf der Strasse unser Zelt aufschlagen und wenn sie so besorgt um unsere Sicherheit sind ( wobei wir selbst uns nie unsicher hier im Land gefühlt haben ) dürfen sie gerne die ganze Nacht neben uns Wache schieben. Dann sagt man uns das sie hier doch einen sichern Platz für uns hätten an dem wir unser Zelt aufschlagen können. Sie bringen uns zum hiesigen Polizeirevier hier dürfen wir auf dem Hinterhof stehen, na also warum nicht gleich so !

Um 6.30 Uhr steht die Eskorte bereit zum weiterfahren. Eine phantastische Landschaft zieht an uns vorbei, wir fahren durch Wüste, hohe Sanddünen, schwarzes Gestein und zur rechten das Meer. Dann mal wieder ein Kontrollposten, die Eskorte wird gewechselt, wir müssen uns mal wieder in Geduld üben, denn das neue Auto muss erst noch betankt werden. Kaum sind wie ein paar Kilometer gefahren stehen wir schon wieder am nächsten Checkpoint, so langsam haben wir die Faxen echt satt. Zum X-ten mal werden unsere Pässe durchkämmt und wie verrückt telefoniert, wir sollen warten. Nach zehn Minuten tut sich noch immer nichts, wir machen deutlich das wir in 5 Minuten weiter fahren werden, auch ohne Polizeischutz. Die Zeit ist um, nichts tut sich, wir geben noch mal bescheid und fahren los. Niemand folgt uns, endlich wieder alleine on tour. In Mukalla schlagen wir eine neue Richtung ein, wir kehren dem Meer den Rücken und fahren nach Norden. Die Landschaft verändert sich, Häuser stehen direkt am Fuß steiler Felswände davor erstreckt sich ein Wadi in dem es grünt und Palmen wachsen. Während ich die tolle Landschaft genieße, hängt Jan seinen Kopf aus dem Fenster und lauscht einem Geräusch. „Da stimmt was nicht mit dem Reifen.“ Wir halten und tatsächlich der Reifen verliert Luft. Die Reifen sind mittlerweile schon etwas mitgenommen von den schlechten Pisten in Afrika, die Hitze hier hat ihm jetzt wohl den Rest gegeben. Die Strasse ist sehr schmal hier, nicht besonders geeignet um einen Reifen zu wechseln, wir fahren noch ein paar Meter weiter und erledigen das an einer Tankstelle. In Shibam finden wir sogar ein Hotel wo wir campen dürfen. Morgen wollen wir die Stadt besichtigen.

Manhatten of Desert, wie Shibam auch genannt wird, ist sehr viel kleiner als wir dachten. Die Hochgebauten Lehmhäuser spenden tagsüber angenehmen Schatten in den engen Gassen. Nur die ganzen Stromkabel die überall kreuz und quer hängen stören das Bild. Wir setzen unsere Reise fort, Richtung Grenze. Wir fahren wieder in die Berge die Temperatur sinkt von 38 auf 35 C°. Wir fragen uns, warum wir in Namibia für den Fish River Canyon Eintritt bezahlt haben, es ist echt phantastisch hier. Wir kommen wieder in flachere Ebenen, viel Sand und Dünen, ab und an sieht man ein Skelett von einem Kamel, mittlerweile zeigt unser Thermometer eine Aussentemperatur von 48 C° an, es nimmt einem fast den Atem.

Die Ausreiseformalitäten sind etwas umständlich hier, wir müssen von einem Schalter zum nächsten laufen und Unterschriften sammeln um dann irgendwann bei irgendwem die Stempel zu bekommen. Als das geschafft ist bekommen wir noch einen Zettel den wir an der Schranke abgeben und können passieren. 

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