Kongo
14.03.07 - 17.03.07
Wir sind noch nicht richtig wach, da hören wir schon ein tiefes
Donnerrollen auf uns zu kommen, der Himmel hängt zu mit dicken, schwarzen Wolken
und dann geht es auch schon los. Wir müssen das erste Mal seit Monaten unsere
Lüftungsklappen am Auto schliessen, damit uns nicht das Wasser vorne
reinschiesset. Wir stehen vor der Schranke am Zoll, aber weit und breit ist
niemand zu sehen. Wir machen uns auf die Suche und werden schließlich auch
fündig, der Beamte schaut etwas verschlafen aus der Wäsche, geht mit uns ins
Zollhäuschen und betrachtet die Carnet. Er ruft einem anderen zu das er den
Stempel bringen soll,.Er trägt in der Zwischenzeit schon mal alles andere ein
und reisst sich seinen Abschnitt ab, nach einiger Zeit wird auch endlich der
Stempel gebracht und zum Unterschreiben kommt auch noch ein anderer. Geschafft,
die Schranke ist offen und wir steuern zum Einreiseposten vom Kongo. Wieder eine
Schranke, hier werden unsere Daten mal wieder in ein dickes Buch eingetragen.
Wofür all diese unsinnigen und oft fehlerhaften Eintragungen gut sein sollen ist
uns ein Rätsel, aber wenn die Jungs Spass dran haben, sollen sie halt machen.
Hier passiert nichts weiter und wir fahren bis zur nächsten Schranke. Hier
werden unsere Daten gleich zwei Mal in grosse, dicke Bücher eingetragen. Dann
kommen die Beamten mit nach draussen und machen eine Autokontrolle, wir müssen
einige Schrankfächer öffnen und auch der Inhalt der Dachboxen wird geprüft.
Wahrscheinlich ist das mehr Neugierde, als das sie wirklich, ernsthaft etwas
suchen. Jetzt dürfen wir endlich zu dem, der die Pässe stempelt, der Raum ist
äusserst *geschmackvoll* eingerichtet. Hier liegt ein PVC Fussboden im Holztafel
- Look, die Gardinen sind an der Wand festgenagelt, auf dem Schreibtisch ist
alles sehr akkurat angeordnet. Auf einem kleinem Häckeldeckchen steht eine
kleine Porzellanvase und daneben ein kleiner, bunter Plastikweihnachtsbaum, die
Stempel, Bücher und Kugelschreiber liegen fein säuberlich in Reih und Glied.
Einfach afrikanisch schön ! Wir dürfen weiterfahren, der Posten für den Zoll
soll im nächsten Ort sein. Auf dem Weg dorthin kommt uns ein VW Bus mit
deutschem Kennzeichen entgegen, wir tauschen mit den beiden ein paar
Streckeninfos aus und düsen weiter. Wir stehen mal wieder vor einer Schranke,
auch hier werden unsere Daten erneut in ein Buch eingetragen und wir bekommen
noch einen zweiten Einreisestempel. Wir lassen uns eine Wegbeschreibung geben
und kommen beim Zoll an, wo wir auch endlich unsere Carnet gestempelt bekommen.
Nach einem flüchtigen Blick ins Auto müssen wir zur dritten Immigrationsstelle
und auch hier wird noch ein weiterer Stempel in den Pass gedrückt. Toll jetzt
ist eine ganze Seite im Pass voll und das nur für die Einreise. Ins Zimmer
nebenan müssen wir schliesslich auch noch und weil es so schön ist, werden
unsere Daten mal wieder abgeschrieben. Die Jungs hier im Kongo sind wohl sehr
gründlich und aus diesem Grund ist schon wieder einer bei uns der ins Auto
schauen will. Wir müssen alle Fächer öffnen, auch die Boxen die aussen am Auto
montiert sind, da wir nichts zu verbergen haben ist das alles kein Problem. Der
Tag ist so gut wie gelaufen, die Einreise hat sich gezogen wie Gummi. Lange
fahren wir nicht mehr auf der eher schlechten, durchlöcherten, teilweise
überschwemmten, schlammigen Piste.
Langer Aufenthalt ist hier im Kongo nicht geplant, es ist für uns nur
ein Transitland. Wobei ein schnelles durchkommen nicht ganz einfach ist. Die
Pisten sind nicht gerade im besten Zustand, schweres Gefährt hat hier böse
Spuren hinterlassen und es kommt schon mal vor das man ein Loch nicht richtig
einschätzt und es etwas härter erwischt. Nach einem solchen eigentlich eher
unscheinbarem Loch vernehmen wir plötzlich ein dauerhaftes uns unbekanntes
Geräusch, dass von unten rechts kommt. Wir halten an und schauen nach. So eine
Scheiße, der Stossdämpfer hinten rechts ist abgerissen ! Mittlerweile sind auch
unsere Mitreisenden bei uns und betrachten den Schaden. Jan hat Gott sei Dank
drei alte original Stossdämpfer vorne unter den Rahmen gebunden und so haben wir
wenigstens zweitrangigen Ersatz. An Ort und Stelle bauen wir den alten, völlig
schrottreifen Dämpfer aus und den Ersatz ein. Auf dieser Piste ohne Dämpfer zu
fahren, würde den Federn alles andere als gut bekommen. Es kann also weitergehen
! Wir fahren gerade durch Kibangou als uns ein wild winkender Polizist mit
schriller Trillerpfeife zum Stehen bringt. Eine Passkontrolle, Meli, Volkmar und
ich (Sonja) gehen ins Officehäuschen. Auch hier drinnen, wo es nicht besonders
hell ist, setzt der Beamte seine tiefschwarze Sonnenbrille nicht ab.
Wahrscheinlich, so denken wir, wegen des tollen Aufklebers über dem linken
Brillenglas “Police”, als ob wir das nicht auch so gemerkt hätten. An einer der
Wände hängen Fotos und während der Polizist noch mit abschreiben beschäftigt
ist, stehen wir auf um uns diese anzuschauen. Ein Anblick den ich mir im
Nachhinein lieber erspart hätte. Es handelt sich Bilder von Mordopfern.
Erhängte, Erschossene und auch Aufgeschlitzte, wirklich kein schöner Anblick.
In Point-Noire erfahren wir auf dem Übernachtungsplatz, dass heute
Morgen ein Overlander Truck, ein LKW und ein 110er Land Rover abgefahren sind in
Richtung Grenze. Gegen Nachmittag staunen wir nicht schlecht, als genau diese
alle wieder auf den Platz gefahren kommen. Der LKW Fahrer ist Kalle und im Landy
ist ein Schweizer Pärchen, Tamara und Simon unterwegs. Sie sind ohne Visa an die
Grenze gefahren in der Hoffnung dort ein Transit Visa ausgestellt zu bekommen.
Jetzt bleibt ihnen wahrscheinlich nichts anderes als nach Brazzaville zu fahren
und es dort zu versuchen. Wir sind echt froh, dass wir alle Visa in der Tasche
haben.
Wir werden wach, weil wir hören das es zu regnen beginnt, ein
verschlafener Blick auf die Uhr, es ist gerade mal 6.00 Uhr. Heute wollen wir
über die Grenze, also raus aus den Federn und alles schnell zusammen packen. Der
Regen lässt nach, aber auch nicht lange. kaum sind wir unterwegs geht es richtig
los, die Scheibenwischer leisten Schwerstarbeit. Als wir an die Grenzposten
kommen hört es gnädigerweise wieder auf, nur ab und zu noch ein paar Tropfen.
Das Pässe stempeln ist eine langwierige Sache, es wird mal wieder alles mögliche
in irgendwelche großen Bücher geschrieben, währenddessen will man auch unsere
Impfausweise sehen. Volkmar und Chris bekommen ihre Ausweise zurück, bei unseren
jedoch wird bemängelt, dass wir keine Cholera Impfung haben. Der Typ redet
irgendwas von einem Stempel den er uns jetzt geben müsse und ich solle mitkommen
in das andere Büro, alles ist plötzlich ziemlich hektisch und ich verstehe null.
Ehe ich mich versehe drückt er uns diverse Stempel in den Ausweis und verlangt
jetzt auch noch Geld. Nach langen Verhandlungen kommen wir nicht ganz drumherum
etwas zu zahlen. So ein Shit, jetzt haben wir einen Cholera Non Exige Stempel im
Impfpass, hoffentlich bekommen wir damit an anderen Grenzen keine Probleme. Die
weiteren Ausreiseformalitäten laufen ohne Schwierigkeiten.