Mali

15.12.06 - 21.12.06

Wir sind unterwegs nach Kayes, noch vor der Stadt sehen wir links und rechts der Straße immer wieder viele kleine Gärten in denen alles mögliche an Gemüse angebaut wird, sehr gepflegt und ordentlich, da bekommt man direkt Appetit. In Kayes herrscht buntes treiben, auf der Straße zum Markt hin tümmeln sich Berge von Menschen, fast jeder verkauft hier irgendwas. Die Männer stürzen sich mitten rein, ich warte bei den Autos und bin erstaunt darüber, das sich hier keine Leute nicht einmal Kinder um mich versammeln, entweder sind sie Touristen gewohnt oder sehr schüchtern. Die Vorräte sind aufgefüllt und der Asphalt endet mehr oder weniger hinter Kayes. Da befindet man sich Irgendwo im Nirgendwo kommt einem doch ein Deutscher über den Weg gelaufen, wir halten einen kurzen schwatz, er sagt das wir auf dem richtigen Weg sind und in ca. 2km an einen Wasserfall kommen werden. Schön hier, wir legen eine kleine Pause ein um ein paar Bilder zu machen. Haben es noch bis Diamou geschafft, das muss für heute reichen.

Die Strecke die wir uns ausgesucht haben um nach Bamako zu kommen gestaltet sich echt schwierig, trotz der Wegpunkte im GPS ist es nicht immer eindeutig wo wir lang müssen. Wir fahren vornweg und da es hinter uns mächtig staubt hält Kalle einige Meter abstand. Eine kleine Gablung liegt vor uns, wir denken, das der Weg sich, wie so oft, nach ein paar Metren wieder trifft und Jan fragt “rechts oder links?” “links” sag ich spontan. “Es ist schon nach 12.00, lass uns halten, Kalle wird sicher auch Mittag machen wollen und Vega muß mal raus”. Zehn Minuten vergehen, aber Kalle kommt nicht, war wohl doch ne andere Richtung, wenn man rechts fährt. Wir fahren zurück zum Abzweig “Da sind Kalle´s Spuren, er ist rechts rum gefahren”. Die Schnitzeljagd beginnt, für irgendwas muss der ganze Staub hier ja auch mal gut sein. Wir kommen in einen kleinen Ort, kreuz und quer ist er hier durch die engen Gassen gefahren. Erst ein ganzes Stück nach dem Ort sehen wir seinen LKW im Schatten parken, Mittag machen und auf uns warten. Erst in dem Dorf hat er gemerkt, das wir nicht mehr vor ihm sind, an dem Abzweig waren auch rechts frische Spuren und er dachte es wären unsere. Da es heute auch wieder so wahnsinnig heiß ist und Vega nicht besonders fit, hat ihr Fressen nicht drinnen behalten, machen wir um 15.00 Uhr schon Feierabend und suchen uns ein nettes Plätzchen. Da wir nicht mehr viel Brot haben, beschliesse ich heute mal ein wenig zu backen. Ich mache mir etwas Glut und in der Pfanne ein paar Fladenbrote, es sind meine ersten und die schmecken sogar, sagen sogar die Männer.

Es gibt mal wieder einen Fluß zu überqueren, die Männer verhandeln den Preis, denn anscheinend hat der Typ von der Fähre hier einen kleinen Sonnenstich, der Preis ist viel zu hoch, doch weiter als 5000 CFA geht er nicht runter, und da wir da rüber müssen bleibt uns keine andere Wahl als zu zahlen. Seit dem Ort Mahina ist die Piste wieder richtig gut, breit, fast ohne Löcher und nur wenig Wellblech. Freuen uns schon auf Mantali, dort gibt es einen Stausee und eine kleine Abkühlung wäre jetzt genau das richtige. Unterhalb des Staudamms können wir kein geeignetes Plätzchen finden und fahren nach oben. Dort sitzt natürlich ein Aufpasser, Kalle erklärt ihm das wir was Essen hier eine runde baden gehen und dann wieder wegfahren. Aber anscheinend passt ihm das nicht, er fährt weg. Wir schlucken gerade den letzten Bissen hinunter als ein Auto angedüst kommt, ein Mann in normaler Kluft und einer in Militärbekleidung inklusive schwerer Bewaffnung steigen aus und wollen wissen was hier los ist. Ich erkläre, das wir hier nur etwas gegessen haben und jetzt wieder fahren, damit sind wohl alle einverstanden. Wir packen zusammen und ziehen von dannen. Schade hätten uns so gerne abgekühlt.

Um sich in Bamako zurecht zu finden muß man wahrscheinlich hier geboren sein, so ein Chaos. Nach langem hin und her und Unterkunftssucherei verbringen wir die erste Nacht im Cactus, da es hier wohl am günstigsten ist. An einer Tankstelle lernen wir Lakami kennen, er spricht fließend deutsch und bietet uns seine Hilfe an. Er arbeitet für eine Solarfirma und ist oft in Deutschland, gar nicht weit von uns zu Hause weg, in Groß Gerau, ja so klein ist die Welt. Er bietet uns an mit ihm auf das Gelände der Uni zu kommen, er kennt dort die Leute, vielleicht können wir dort noch günstiger campen. Gesagt getan, Lakami dolmetscht alles und handelt einen guten Preis aus. Wir ziehen also um und sparen 2000 CFA pro Tag. 

Heute sind die Botschaften dran, erst mal zur Botschaft von Mali, denn Kalle ist ohne Visa eingereist und unsere sind bereits abgelaufen. Die reizende Dame hier am Schreibtisch hat sichtlich keinen Spaß an ihrem Job, Kalle soll Morgen um 14.00 wieder kommen, dann wäre das Visa fertig. Unsere betrachtet sie ein Weile und meint die wären bis Januar gültig. Wir sind sehr verdutzt, wo hat sie jetzt das gelesen? Wir deuten darauf hin, das wir im November hätten einreisen müssen, aber erst im Dezember eingereist sind, aber sie bleibt dabei, die Visa sind gültig. Nun gut, zur Sicherheit lassen wir uns ihren Namen geben und die Telefonnummer. Auf der nigerianischen Botschaft sind wir nicht die einzigen, ein paar Motorradfahrer aus Australien füllen bereits die Anträge aus. Vier Seiten zum Teil unmögliche Fragen, wie z.B. ob wir Aids haben oder wieviel Geld dabei haben. Jan und ich geben unsere Zettel ab und dürfen pro Person 34000CFA (über 50,00 Euro) auf den Tisch legen, leider haben wir es nicht ganz passend und warten mit den Australiern zusammen aufs Wechselgeld. Kalle kann sein Visa erst Morgen beantragen, da sein Pass ja noch bei der anderen Botschaft ist. Nach einer halben Ewigkeit kommt die Dame hinter ihrem Schalter raus und verteilt Quittungen, die wir unterschreiben müssen. Dann warten wir wieder, bis sie endlich schafft uns das Wechselgeld zu geben.

Kalle hat sein Pass wieder und gibt ihn jetzt bei der nigerianischen Botschaft ab, Morgen um 11.00 könnten wir die Visa abholen, wollen doch mal hoffen das es klappt. Wir schlendern über den Markt um unsere Vorräte wieder aufzufüllen, hier kann man echt alles kaufen. Schwer beladen mit etlichen Plastiktüten kommen wir zum Auto zurück, im Gepäck haben wir Nudeln, Kartoffeln, Zwiebeln, Zuchini, Ananas, Bananen und einiges mehr. Hier auf dem Grundstück auf dem wir jetzt campieren sind alle sehr nett, wir bekommen sogar einen langen Schlauch bis an die Autos gelegt um unser Wasser wieder aufzufüllen und da es heute mal wieder affig heiß ist duschen wir uns alle gleich damit ab, auch Vega wird einer Wäsche unterzogen. So langsam wird es etwas erträglicher und Jan schraubt mal wieder am Landy, es haben sich einige Nieten vorne auf der Motorhaube verabschiedet, Jan ersetzt sie durch Schrauben. 

22.12.06 - 26.12.06

Noch bevor wir wieder auf die nigerianische Botschaft fahren, machen wir uns auf die Suche nach einer Land Rover Werkstatt. Laut Handbuch soll es hier in Bamako eine geben. Im dichten Verkehrsgewühl ändert Jan die Fahrtrichtung, was hier auf diese Weise leider nicht erlaubt ist, dass sieht natürlich ein Polizist. Er winkt uns sofort raus und klärt uns über unser vergehen auf, dann nimmt er Jans Führerschein an sich und soweit wir ihn verstehen können sollen wir was bezahlen. Die Verständigung gestaltet sich schwierig, ich verstehe nur das wir nicht hier bezahlen können, sondern irgendwo anders hin fahren müssten, aber wohin ? Nach langem hin und her ist dem Polizisten anscheinend zu blöde mit uns, gibt uns den Führerschein wieder und wir dürfen fahren. Puuhh Glück gehabt. An einer Tankstelle lassen wir uns eine Wegbeschreibung geben um die Straße zu finden in der die Werkstatt sein soll. Anscheinend sind wir in der Hauptverkehrszeit unterwegs, die Straßen sind vollgestopft und ein vorwärts kommen wird immer schwieriger. Wir rollen jetzt mitten durch einen riesigen Markt, es ist ein Wahnsinns geknäul hier an Autos, kleinen Busen, Menschen und Tieren. “ So schaffen wir es nie um 11.00 Uhr wieder an der Botschaft zu sein “. Wir kehren um. “ Kalle ist schon da,sind wir zu spät ? “ “ Es ist fünf vor elf, sind genau richtig “. Zu dritt gehen wir rein und bekommen sofort unsere Pässe ausgehändigt in dem jetzt ein gültiges Visa für Nigeria prangt. Erneut machen wir uns auf den Weg die Werkstatt zu finden, was natürlich heißt, dass wir noch einmal durch dieses Chaos durchmüssen. Unglaublich aber Wahr wir haben die Straße gefunden, aber von einer Land Rover Werkstatt fehlt hier jede Spur. Bei einem Mercedes Händler fragen wir nach und wie es der Zufall will ist doch tatsächlich einer dabei, der weiß wo eine Werkstatt für unseren Gandalf ist. Da er es uns nicht gut erklären kann schickt er uns jemand mit, der uns den wegweisen soll, ich setzte mich also hinten rein und los geht’s. Die Fahrt zieht sich, bis Jan zu mir nach hinten sagt “ Wir fahren wieder zurück in Richtung Botschaft “ Tatsächlich in der gleichen Straße der nigerianischen Botschaft ist die Landy Werkstatt..... na Hauptsache mal ne Stadtrundfahrt gemacht. Die Jungs hier machen uns einen Ölwechsel und schauen nach den Dämpfern, sie arbeiten flott und sauber, verstehen ihr Handwerk und wir sind zufrieden.

Heilig Abend mal ganz anders, haben ein wunderschönes Plätzchen unter einem großen schattenspendenden Baum, der Schatten ist uns bei den hiesigen Temperaturen wichtiger als der fehlende Christbaumschmuck, und machen es uns bequem. Jan haut sich in die Hängematte und ich lese ein wenig. Wir bekommen besuch, sieben Jungs versammeln sich um uns und schauen gespannt was wir so machen. Jan macht Bilder mit der Digicam und zeigt sie ihnen, alle lachen und der Kontakt ist hergestellt. Sie haben Werkzeuge dabei die wir uns anschauen dürfen, es sind Haken zum Holz zerkleinern und um auf dem Feld zu arbeiten. Jan und ich gehen los um Holz für unser Lagerfeuer heute Abend zu sammeln und die Jungs sind eifrig dabei und helfen mit. Zwei von ihnen machen uns die großen Stücke sogar klein, wenn das kein Service ist. Als Dankeschön bekommt jeder was zu knabbern und einen Kugelschreiber, jetzt sind sie total happy. Während wir unser Abendessen vorbereiten sitzen sie nach wie vor um uns rum und begutachten jeden Handgriff, es ist wie bei Big Brother. Kurz bevor die Sonne untergeht verabschieden sie sich und machen sich auf den Heimweg. Den Rest des Abends haben wir für uns und genießen das auch.

Djenne steht heute auf unserem Besichtigungsprogramm, Kalle der schon einmal dort war kommt nicht mit sondern will hier auf uns warten. Noch bevor wir die Stadt erreichen müssen wir mit einer kleinen Fähre über den Bani. An der Anlegestelle müssen wir uns etwas gedulden, da wir hier nicht die einzigen sind und die Fähre ist schon voll, aber die Überfahrt geht recht flott, wir müssen nicht lange warten. Die Fährrampe geht nicht bis an Land, das heißt Gandalf wird wohl nasse Füße bekommen und ich auch, da ich um ein paar Fotos zu machen erst nach unserem Auto auf die Fähre gehe. Djenne gilt als Zentrum der mittelalterlichen sudanischen Lehmarchitektur und ist berühmt für seine Moschee und den großen Montagsmarkt, denn wir heute auch erleben. Es ist heiß und eng und wir quetschen uns durch die schmalen Gässchen des Marktes. Da wir als Nichtmoslems die Moschee nicht betreten dürfen versuchen wir aus verschiedenen Blickwinkeln und Richtungen ein gutes Foto zu bekommen. Einige bieten uns an für 1000 CFA auf ihre Terrasse zu kommen um die Moschee und den Markt von oben fotografieren zu können, es wäre mir weitaus lieber gewesen, wenn einer hier auf die Idee gekommen wäre ein kleines Café aufzumachen und ein paar Getränke anbieten würde.

Noch vor Mopti verlassen wir Teerstraße und fahren ostwärts in Richtung Burkina Faso. Der Staub hat uns wieder. Jemand der noch nie in Mali abseits einer Teerstraße unterwegs war kann dass sicher nicht nachvollziehen was Staub hier eigentlich bedeutet.-- Ich versuche das mal deutlich zu machen : Nimm dir einfach eine große Waschschüssel und mach sie voll mit Mehl, stell dir vor es wäre sandfarben. Stell die Schüssel am Besten auf den Wohnzimmertisch, nimm einen Fön mit ordentlich viel Power und blass die Schüssel leer - das ist Mali ! -- Die Piste ist Wechselhaft, mal gut, mal löchrig und manchmal ach Wellblech. Immer wieder kommen wir durch kleine Dörfer, freundlich winken uns die Leute zu und wir winken zurück. Ein bisschen unwohl ist uns immer, wenn sich ein völlig überladenes Auto in viel zu hohem Tempo nährt. Unglaublich was die alles aufladen : Ziegen, Hühner, Mopeds, Fahrräder, Matratzen, Stühle und oft sitzen auch noch Leute mit oben auf dem Dach. Wir sind am Zoll angekommen, alles läuft ohne Probleme die Beamten sind nett und stempeln unser Carnet de Passage. 12 km weiter ist die Polizeistation, auch hier sind wir nach kurzer Zeit fertig und verlassen Mali, dass uns trotz des vielen Staubs gut gefallen hat. Noch bevor wir in Burkina Faso einreisen suchen wir uns einen Schlafplatz und campen im Niemandsland.

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