Mosambik

23.06.07 -15.07.07

Nachdem wir unsere Fiche ausgefüllt haben, die Visa sorgfältig kontrolliert wurden, bekommen wir noch ne Briefmarke dazu geklebt und einen Stempel drauf. Eine kleine Gebühr von 17 Rand müssen wir auch noch abdrücken, bekommen unsere Pässe zurück und marschieren zum Zoll. Man schiebt uns direkt ein Formular (eine Art Carnet) unter die Nase, das wir ausfüllen und natürlich bezahlen sollen. Wir winken ab und schieben den Beamten unser Carnet unter die Nase. Die Blicke verraten schnell, dass die Jungs hier keine Ahnung haben worum es sich handelt. Wir erklären, dass es ein internationales Zollpapier ist und wir ihres nicht brauchen, zeigen wo sie stempeln und unterschreiben müssen. Etwas unbeholfen wird das Carnet von allen Seiten betrachtet, untereinander diskutiert und überlegt. Nach ca. 10 - 15 min. willigen sie ein und drücken den Stempel aufs Carnet. Die Teerstrasse hat mit überschreiten der Grenze ein abruptes Ende, wir sind auf Sandpiste unterwegs. Wir hatten gehofft, dass der Diesel hier in  Mosambik günstiger ist als in Südafrika, sind dementsprechend geschockt als wir an der Zapfsäule stehen und pro Liter 35,45 Meticas (1,01 Euro) berappen müssen. Was aber auch sicher daran liegt, dass jetzt in Südafrika Ferien sind und sehr viele Südafrikaner verbringen ihren Urlaub am Strand im Süden von Mosambik, demzufolge sind die Preise auf den Campingplätzen extrem hoch, 35,00 Euro für eine Übernachtung liegt weit über unserem Budget. Wir verbringen die Nacht auf einem leeren Grundstück vor dem Campingplatz.

Wir steuern der Hauptstadt Maputo entgegen, die Strecke ist noch immer sehr sandig und nicht beschildert. Ein ziemliches Wegegewirr  ist das hier, aber es macht uns Spass. Die Landschaft tut unseren Augen gut, alles ist saftig grün, leicht hügelig und die Palmen erinnern uns daran, dass wir ganz nah am indischen Ozean sind. Wir wissen durch den e-mail Kontakt mit Volkmar, der uns ein paar Tage voraus ist, das wir bei Fatimas Backpacker campen können und nehmen direkt Kurs dorthin. Eigentlich will ich mich gerade auf den Wg zur Dusche machen als das Tor aufgeht und der rote Toyota mit dem wir gemeinsam so viele km durch Afrika gefahren sind, rein fährt. Das letzte Mal haben wir uns in Windhoek gesehen, die Freude ist groß. Volkmar hat einen neuen Mitfahrer, Davy aus Frankreich. Die beiden hatten sich heute Morgen auf den Weg nach Tofo gemacht aber der Toyota macht Probleme, er verliert zu schnell zu viel Wasser. Volkmar erzählt das er bereits seinen Flug nach Deutschlandgebucht hat, er will noch ein paar Tage Urlaub am Strand machen, das Auto soll dann in Afrika bleiben. Davy und er buchen also den Bus der Morgen früh nach Tofo fährt. Nun gut, da wollen wir ja auch noch hin.

Heute ist der 25.06. - Unabhängigkeitstag in Mosambik, wir machen uns auf den Weg in die City. Wir steuern direkt Richtung Altstadt. Die Strassen sind alle wie leergefegt, keinerlei Anzeichen von eventuellen Feierlichkeiten wie wir es erwartet hätten. Selbst an der Praca da Indépendencia (Unabhänigkeitsplatz) ist tote Hose. Wir kommen an vielen baufälligen Häusern mit filigranen Verzierungen und Veranden vorbei hier in den engen Gassen der Altstadt. Wir laufen bis zum Bahnhof, der viktorianische Prachtbau geht auf das Design von Eiffel zurück, aber auch hier ist keine Menschenseele, Maputo ist wie ausgestorben.

Es wird Zeit das wir auch an den Strand kommen und ein paar Tage relaxen, außerdem wollen wir auch Volkmar noch mal wiedersehen. Also ab nach Tofo.

Hier gefällt es uns sehr gut, der Campingplatz ist ruhig, der Strand in nur wenigen Minuten zu erreichen, die Wassertemperatur ist angenehm. Der Sand hier ist besonders lustig, er quietscht beim laufen. Volkmar und Davy schwärmen vom tauchen, kurzer Hand beschliessen wir uns zu einem Kurs anzumelden, das wollten wir schon immer mal machen und haben auch noch das Glück, das die Kursleiterin ( Joan )eine Deutsche ist. Am Montag soll es losgehen. Jan hat sich für heute Abend eine riesige Portion Garnelen gekauft, aber als wir endlich anfangen wollen zu essen wird es ihm plötzlich Übel, mehr als 2 - 3 Garnelen kriegt er nicht runter. Den Rest des Abends verbringt er auf der Toilette.

Heute würde eigentlich unser Tauchkurs starten, aber Jan ist noch nicht so ganz fit, wir verschieben das also auf Mittwoch. Für Volkmar ist es an der zeit abzureisen, wir verabschieden uns nun zum dritten Mal. Wiedersehen werden wir uns dann wohl erst in Deutschland.

Unser Tauchkurs entpuppt sich als anstrengend, macht aber auch Spaß. Wir bekommen ein Buch und müssen Lehrfilme anschauen. Die ersten Tauchübungen finden im Pool statt, das Wasser hier ist ungemütlich kalt, aber bevor wir im Ozean abtauchen dürfen müssen wir einige Übungen und Zeichenn beherrschen um im Meer plötzlich auftretende Probleme bewältigen zu können.

Heute steht der erste Tauchgang im großen Teich an. Wir quetschen uns in die Neoprenanzüge. Die Ausrüstung ist bereits auf dem Boot, hier müssen alle mit anpacken um das Boot ins Wasser zu kriegen. Aufspringen und hinaus aufs Meer. Eine Kursteilnehmerin die direkt neben mir sitzt ist nach 5 min. fahrt kreidebleich und es macht den Anschein als wolle ihr Frühstück eine Kehrtwendung machen. Anscheinend ist die Übelkeit ansteckend, denn weitere 5 min. später ist mir dann kotzübel und im Gegensatz zu ihr kehrt sich mein Innerstes nach Aussen. Jan hilft mir mein ganzes Equipment umzuschnallen, dann lassen wir uns rücklings ins Wasser fallen, die Übelkeit lässt augenblicklich nach. Wir folgen einem Seil in die Tiefe. All die ganzen Übungen die wir im Pool gelernt haben müssen wir hier noch mal zum Besten geben. Nach einer kleinen Pause auf dem Boot gehen wir noch mal runter, neben eins, zwei Übungen bleibt diesmal noch Zeit um etwas umher zu schwimmen und die Unterwasserwelt zu betrachten.

Heute ist der letzte Kurstag, als erstes stehen wieder 2 Tauchgänge im Ozean an. Mein Frühstück behalte ich diesmal glücklicherweise bei mir. Die Unterwasserwelt hier hat einiges zu bieten, sehen viele verschiedene Meeresbewohner, schöne, lustige und auch sehr skurril aussehende Fische, Seesterne und Pflanzen. Den praktischen Teil haben wir bestanden, jetzt ist noch die theoretische Prüfung dran. Wir ackern uns durch den Fragebogen und machen kreuzchen. Wir geben ab, Joan kontrolliert und geht die falsch beantworteten Fragen mit uns durch, aber es reicht - Wir haben bestanden und sind jetzt * Open Water Diver * !!!

Lange genug haben wir hier nun rumgebummelt, es wird Zeit das wir wieder auf die Strasse kommen, weiter nach Norden ziehen. Morrungulo und Vilankulo sind unsere nächsten Etappen. Hier endet auch mehr oder weniger die touristische Infrastruktur Mosambiks. Bis nach Vilankulo machen viele Südafrikaner ihren Urlaub, es gibt Campingplätze, gute Einkaufsmöglichkeiten und viele Mosambikaner sprechen englisch. Doch damit ist jetzt Schluss, ab hier spricht man portugiesisch oder eine der 33 verschiedenen Bantu - Sprachen. Trotz der Verständigungsschwierigkeiten begegnen uns die Menschen nett, interessiert und hilfsbereit. Um so weiter wir den Touristenrummel hinter uns lassen, um so besser gefällt uns Mosambik, wir sind wieder mitten in Afrika, kaufen auf Märkten oder direkt an der Strasse ein, sehen wieder Frauen die ihre Kinder auf dem Rücken tragen und schwere Lasten auf dem Kopf balancieren, überladene Autos und Fahrräder, ein fröhlich, buntes Leben. Es gelingt uns nicht einen einsamen Schlafplatz zu finden und wir hoffen auf die Hilfe eines Mosambikaners.Wir biegen in eine kleine Seitenstrasse und halten vor einem Grundstück wo wir gut das Auto parken könnten. Die Familie die hier vor ihrer Hütte sitzt schaut uns verwundert an. Mit Hand und Fuss versuchen wir uns zu verständigen und zu erklären was wir wollen. Es dauert eine ganze Weile bis wie herausbekommen das der Herr des Hauses Francisco heißt, ein sympathischer, älterer Mann mit einem herzlichem Lachen. Als er schließlich verstanden hat, das wir eine Nacht bleiben möchten, willigt er sofort ein. Ein paar Neugierige gesellen sich zu uns, einer von ihnen spricht ein wenig englisch, wir versuchen ihm zu erklären wo wir herkommen, warum wir hier sind und wo wir hinwollen, aber Germany oder Europe sind wohl noch nie gehörte Worte. Wir nehmen unseren kleine Atlas zur Hand um es deutlich zu machen, aber auch sowas scheint man noch nie gesehen zu haben. Wir sind wieder allein, die Familie die uns beherbergt hält Abstand und geht dem täglichem Leben nach. Bin gerade am kochen als Francisco zu mir rüber kommt und mir fünf Eier bringt, er will sie mir schenken. Ich bin sehr gerührt von dieser Geste und bedanke mich mit einem der wenigen Worte die ich auf portugiesisch kenne “Obrigado”. Es ist mittlerweile dunkel und ein Teil der Familie sitzt an einer kleinen Feuerstelle und quasseln. Wir gehen rüber und bieten Francisco ein Bier an, dazu ist kein portugiesisch nötig, freudig nimmt er das kühle Nass entgegen und bietet uns einen Platz an. Zu gerne würden wir mit allen hier ein wenig quatschen, aber leider verstehen wir nur Bahnhof.

Wir stehen an der Fähre die über den Zambezi führt, ein paar junge Männer stürzen sich auf uns und wollen unser Auto waschen, sicher hätte es Gandalf mal wieder nötig, aber zum einen hatten wir beschlossen ihn erst wieder in Deutschland zu waschen, zum anderen würden die zwei Eimerchen Wasser niemals ausreichen sondern die Sache wahrscheinlich nur noch schlimmer machen. Direkt nach den Autowäschern kommen die Dieselverkäufer mit ihren selbstgebauten Trichtern ( aufgeschnittene Plastikflasche mit einem Stück Schlauch dran ), dann will man uns Nüsse, Fisch und Obst verkaufen. Als der erste Ansturm endlich nachlässt schauen wir uns ein wenig um, es gibt einen kleinen Markt und viele Buden wo man essen kann und da es mit der Fähre wohl noch eine ganze Weile dauert hauen wir uns was hinter die Kiemen. Die Fähre ist da, doch bevor wir rauffahren werden wir gestoppt, mit handzeichen wird signalisiert das ich aussteigen muss und zu Fuss an Bord gehen soll, natürlich muss ich dafür ein extra Ticket lösen, was allerdings nur wenige Cent kostet.

Wir fahren weiter ins Landesinnere Richtung Gurué, die Landschaft ist bergig und satt grün, es wird viel Getreide, Gemüse und auch Tee angebaut. Es ist wirklich schön hier aber einen Schlafplatz können wir nicht finden, also biegen wir in eine kleine Seitenstrasse, bei einem kleinem Dorf machen wir halt, eine riesige Scharr Kinder versammelt sich um uns, dann tauchen auch noch ein paar Frauen auf, verstehen tut uns natürlich niemand. Als endlich ein paar Männer auftauchen fangen wir mit unserer Pantomimeshow von vorne an, wir scheinen wohl ein ziemlich albernes Bild abzugeben denn das Gelächter ist groß. Wie auch immer sie scheinen wohl zu verstehen und wir können bleiben. So da sitzen wir jetzt also, umzingelt von staunenden Kindern, lachenden Frauen und diskutierenden Männern. Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit in der eigentlich nichts passiert, außer ein paar Blickkontakten, Kopfnicken und lächeln. Plötzlich werden einige etwas unruhig, laufen hin und her und rufen wild durcheinander. Ein Junge mit einer großen Stange Zuckerrohr kommt zu uns und hält sie Jan hin, auch hier bekommen wir ein Geschenk. Wir haben zwar schon etliche Leute auf der Strasse Zuckerrohr essen sehen, haben aber keine Ahnung wie man da jetzt am geschicktesten einen Anfang kriegt. Ich nehme Jan die Stange ab und erkläre mit Handzeichen, dass ich nicht weiß wie man das ißt. Die Leute hier werfen sich vor lachen bald in den Dreck. Ja, da steht er also der weiße Mann und kann eine der einfachsten Sachen der Welt nicht. Schließlich opfert sich eine junge Frau die die Stange in kleiner Teile hackt, die Schale abspaltet und das innere in kleine Stücke hackt. Wir danken ihr und probieren. Um die Geschmacksrichtung zu erklären bedarf es wohl bei Zuckerrohr nicht viele Worte, es ist der pure Zucker ! Alle haben sich wieder beruhigt, das große anstarren und beobachten geht weiter. Zwar sind die Menschen hier sehr nett, dennoch ist ein solcher Aufenthalt sehr anstrengend und ermüdend. Sicher kann ich die Leute einerseits verstehen, es wäre wohl genau das gleiche, wenn bei uns zu Hause auf dem Grundstück ein Ufo landen würde um eine Nacht dort zu verbringen, man würde auch da sitzen und wie gebannt jede Bewegung beobachten. Es gibt Tage da kann man das gut aushalten, man versucht noch mehr Kontakt zu bekommen. An anderen Tagen geht es einem auf die Nerven und man wünscht sich man hätte einen schönen Platz im Busch gefunden und wäre alleine. Ich hoffe das es bald dunkel wird und sich die Versammlung dann auflöst.

Wir liegen wach im Zelt und hören schon die vielen Stimmen die auf uns warten - the show must go on - wir trödeln nicht lange rum, klappen das Zelt ein, packen zusammen, frühstücken werden wir unterwegs. Eine alte Frau bringt uns noch ein weiteres Geschenk, einen großen Korb voller Orangen. Wir machen ein paar Polaroidbilder und verschenken sie, verabschieden uns und machen uns vom Acker. Wir fahren bis fast an die Grenze zu Malawi.

Die Ausreise verläuft routiniert. Da wir nicht sicher sind, ob wir in Malawi eine Strassengebühr zu zahlen haben, tauschen wir vorsorglich ein paar Meticas in Malawi Kwacha.

 

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