Nigeria
01.02.07 - 14.02.07
Wir werden freundlich begrüsst und die Polizisten sind sehr erstaunt
darüber, das wir von Deutschland bis nach Nigeria gefahren sind. Nachdem die
Stempel in den Pässen sind, wollen die zwei Beamten noch die Karte sehen, um uns
den Weg zu erklären, den wir nehmen müssen um nach Abuja zu kommen. Der nächste
Stopp ist beim Gesundheitscheck, eine furchtbar muffige, halb zerfallene
Bretterbude. Wir müssen unsere Impfpässe vorzeigen, der Prüfer hier schlägt sein
Buch auf um anscheinend einiges eintragen. Er blättert in den Pässen rum,
versteht wahrscheinlich gar nichts, legt sein Kugelschreiber zur Seite, schlägt
sein Buch wieder zu und gibt uns die Impfausweise zurück. Jetzt will er noch ins
Auto schauen, wir haben einiges an Obst und Gemüse dabei und er will genau
wissen, wo wir dass gekauft haben. Anscheinend gibt er sich mit unseren
Antworten zufrieden und wir können weiter zum Zoll. Bevor man hier unser Carnet
überhaupt erst beachtet, muss wieder alles mögliche in ein großes Buch
eingetragen werden, Name, Passnummer, Visanummer, woher wir kommen, wohin wir
gehen und vieles mehr. Es dauert eine halbe Ewigkeit. Doch jetzt ist endlich
unser Carnet an der Reihe, die Schublade wird aufgezogen und die
Stempelutensilien werden zurechtgelegt. Auf einem Stück Papier soll wohl erst
getestet werden, welches der richtige Stempel ist, aber das Stempelkissen ist
Furztrocken damit geht gar nichts. Nach etlichen, völlig sinnlosen und natürlich
fehlgeschlagenen Versuchen, dem Stempelkissen Farbe zu entlocken, kommen die
zwei tatsächlich auf die Idee etwas zu unternehmen. Wir können nicht genau
sehen, was der eine damit anstellt, aber wir vermuten, dass sie es mit Wasser
versuchen. Das Ergebnis ist nicht berauschend, aber man kann immerhin sowas wie
einen Stempel erkennen. Glück gehabt, denn Stempelkissen haben wir dummerweise
keins dabei. Die Piste ist sehr Abwechslungsreich, von gut bis grottenschlecht,
oft können wir nur 20 - 40 km/h schnell fahren. Immer mal wieder werden wir von
Polizeikontrollen gestoppt, viele davon benutzen Nagelbretter um einen zum
anhalten zu bringen, was natürlich äußerst wirkungsvoll ist, aber die meisten
sind sehr nett und wollen oft nicht einmal die Papiere sehen. Auf der Suche nach
einem Schlafplatz fahren wir von der Piste ab und schauen uns um, aber hier ist
kein geeignetes Plätzchen zu finden und so fahren wir zurück auf die Strecke.
Ein vollbesetzter (9 Leute) PKW kommt uns entgegen und stoppt uns, der Fahrer
erzählt uns, das hier vor wenigen Minuten zwei schwere Motorräder vorbeigekommen
sind. Das kann doch nicht wahr sein, jetzt haben wir uns verpasst. Wir fahren so
schnell es die Piste zulässt, erkennen jetzt im Sand auch ihre Reifenspuren,
dass sind auf jeden Fall Claudia und Werner. Es wird schon langsam dunkel und
wir befürchten das wir es nicht schaffen die beiden einzuholen. Was ist das den
jetzt für ein Mist ?? Asphalt !!!, wir sind in Kaiama. Hier endet die
Schnitzeljagd. Es ist zum verrückt werden, ob wir es noch schaffen werden uns zu
finden ?
An einer Kontrolle hinterlassen wir einen Zettel für Claudia und Werner
und hoffen das es diesmal klappt. Vor Bida warten wir dann eine gute Stunde,
aber sie kommen nicht, es ist echt der Wurm drin. Wir müssen mal wieder halten,
drei Polizisten stehen auf der Straße und fuchteln mit den Armen. Führerschein,
Fahrzeugschein und dann will er noch irgendwas, können ihn aber nicht richtig
verstehen. Wir sollen aussteigen, sie zeigen uns in ihrem Auto den Feuerlöscher
- ach so, na kein Problem davon haben wir sogar zwei. Zwei der Beamten sind ganz
angetan und unterhalten sich mit uns, wollen alles mögliche wissen, können es
nicht glauben, dass wir mit dem Auto bis nach Nigeria gefahren sind. Der dritte
im Bunde ist ein eher ungemütlicher Typ, der ziemlich finster drein schaut und
als wir gerade wieder zu unserem Auto zurück wollen, steuert er auf mich zu,
läuft ganz dicht an mir vorbei und tritt mir dabei mit viel Absicht auf den
Fuss. Was das jetzt sollte weiß ich nicht, aber ich sage nichts und wir machen
uns aus dem Staub. Hinter Bida in einem kleinem Dorf Namens Essa fahren wir aufs
Schulgelände. Wir würden hier gerne ein oder zwei Nächte stehen bevor wir nach
Abjua fahren, denn es ist Wochenende und da können wir sowieso nicht auf die
Botschaft. Es dauert nicht lange, bis sich eine große Menge um uns versammelt
hat und wir fragen nach. Das kann keiner hier entscheiden, der Dorfchef muss
gefragt werden. Einer macht sich auf den Weg um ihn zu holen, solange stehen wir
in der immer größer werdenden Menge und warten. Der Chef spricht kein englisch,
aber er hat seinen Dolmetscher gleich dabei, wir erklären unser Anliegen und es
wird uns gestattet hier zu bleiben, solange wir gerne möchten. Wir parken unser
Auto unter den großen, schattigen Bäumen hier und richten uns unter staunenden
Blicken ein. Man fragt uns natürlich Löcher in den Bauch und nachdem wir gesagt
haben, dass wir aus Deutschland kommen fragt uns einer, *ob wir heute Morgen von
zu Hause gestartet sind* ?!
Sicher werden Claudia und Werner auch irgendwann hier vorbei fahren,
doch von der Strasse aus kann man uns nicht sehen. Während wir so am grübeln
sind wie wir für sie an der Strasse ein Zeichen setzten könnten, hören wir die
Motorräder näher kommen. Wir rennen los und das ganze Dorf rennt mit, alle
schreien und fuchteln wild mit den Armen, aber sie haben uns nicht gesehen und
fahren vorbei. So ein Mist ! Wieder zurück zum Auto, in Windeseile wird das Zelt
eingeklappt und losgedüst, ich bleibe hier bei unseren Sachen die in der Eile
nicht im Auto verstaut wurden. Es kommt mir vor wie eine halbe Ewigkeit, die ich
hier alleine, abgesehen von den ganzen Kindern um mich rum, sitze und warte.
Endlich kommt er wieder, aber leider alleine !
Alle hier sind sehr nett und wir haben uns schon an den ganzen Trubel
gewöhnt. Schwierig ist es nur auf die *Toilette* zu gehen, da wir immer mit viel
Interesse verfolgt werden. Wenn es schon ganz dunkel ist und alle gegangen sind
gönnen wir uns unsere wohlverdiente Dusche. Besonders gut verstehen wir uns mit
Adamu, er ist Lehrer hier und wir sitzen viel zusammen und tauschen uns aus. Wir
sprechen z.B. über Deutschland und erfahren das viele hier glauben die deutsche
Regierung würde unsere Reise finanzieren, wenn das mal keine tolle Idee ist !
Vielleicht sollte ich Frau Merkel mal anrufen *g* Er spricht auch über Nigeria,
wie schwierig es für den kleinen Mann hier ist. Die Regierung kümmert sich um
nichts und die Polizei ist korrupt und zockt die Leute ab. Er verrät uns sogar
wieviel er als Lehrer hier im Monat verdient, gerade mal 7000 Neira das sind
umgerechnet 42,42 Euro. Er nimmt uns mit und zeigt uns die Gegend, wir besuchen
ein Nomadendorf ganz in der Nähe. Es sind Rinderzüchter die umherziehen mit
ihrer Herde.
Es wird Zeit nach Abuja zu fahren doch vorher
müssen wir uns noch verabschieden. Adamu bringt uns zum Dorfchef, wir bedanken
uns noch einmal für die Gastfreundschaft und schenken ihm zum Andenken ein
Polaroidfoto über das er sich sehr freut. Dann gehen wir noch zu Adamu´s Vater,
man wünscht uns viel Glück auf unserer Reise und schenkt uns eine große Tüte
Bohnen, als Dankeschön machen wir auch hier ein Polaroid. Da heute Montag ist
muss Adamu jetzt in seine Klasse, wir gehen mit und machen auch für ihn noch ein
Bild. Auch er hat ein kleines Geschenk für uns, eine Seife, er wünscht uns alles
Gute und das wir wieder gesund nach Hause kommen. Es fällt uns schon fast schwer
endlich zu fahren, aber wir müssen weiter. Wir fahren nach Abuja rein, eine
große, breite, dreispurige Strasse auf der wir uns ganz rechts befinden.
Plötzlich taucht wie aus dem nichts ein Auto rechts neben uns auf dem
Seitenstreifen auf, etwas verwundert darüber schaue ich den Fahrer an, der mich
wiederum wie hypnotisiert anstarrt. Ich richte meinen Blick wieder nach vorne
auf den Verkehr. RUMS es tut einen riesen Schlag. Jan geht in die Eisen, aber
natürlich zu spät, der Fahrer rechts neben uns hat anscheinend nicht wieder nach
vorne geschaut und ist uns in die Seite gefahren. Unser Puls ist auf ca. 280,
wir steigen aus um den Schaden zu begutachten und den Fahrer zu fragen, ob er
noch alle Tassen im Schrank hat. Unserem Landy geht es nach wie vor prima, nur
ein kleiner Kratzer an der Stosstange, der andere Wagen hingegen ist nicht mehr
so ganz frisch, die Karosserie am Kotflügel hat ziemlich gelitten. Nachdem sich
die Gemüter wieder beruhigt haben, steigt jeder in sein Auto und fährt weiter.
Auf der Suche nach einer bezahlbaren Unterkunft hier in Abuja fällt uns wieder
die Auskunft einer Freundin ein die viele Jahre beim großen
B gearbeitet hat. Das
große B steht für eine
Firma ............. die hier in Nigeria weit verbreitet ist. Wir suchen das Camp
auf, haben das Glück gerade den Manager anzutreffen und können hier bleiben,
obwohl es kein offizieller Campingplatz für Reisende ist. VIELEN DANK SILKE FÜR
DEN KONTAKT!!! Wen man auf das Campgelände kommt ist das als ob man nach
Kleindeutschland fährt. Hier gibt es alles : eine deutsche Schule, einen
Kindergarten, einen Spielplatz, Tischtennis, Tennis, Pool, Kegelbahn,
Fußballplatz, Supermarkt und essen lecker Frikadellen, Wirsing und Kartoffeln im
Restaurant usw.
An der Botschaft von Angola haben wir heute kein Glück, die arbeiten da
nur Montag, Mittwoch und Freitag. Also wollen wir doch mal versuchen, ob wir
Kontakt zu Claudia und Werner herstellen können. Im nächstbesten Internet Café
bekommen wir dann auch gleich Nachricht von den Beiden, wir schreiben zurück und
machen uns auf den Weg zu deren Unterkunft. Nach so vielen fehlgeschlagenen
Versuchen uns auf dem Weg hierher uns zu finden, haben wir es jetzt endlich
geschafft und haben viel zu erzählen.
Der Manager vom Camp hat nichts dagegen das Claudia und Werner auch noch
kommen, jetzt können wir uns nicht mehr so schnell verlieren und besser unsere
Weiterfahrt planen. Viele von den hier lebenden Deutschen kümmern sich reizend
um uns, wir können unsere Wäsche waschen in einer richtigen Waschmaschine,
werden mit Obst und Wasser versorgt, benutzen den Pool, werden zum Bier
eingeladen und wissen eigentlich gar nicht wie uns geschieht. Es ist wie Urlaub
im Robinson Club.
Auf der Botschaft versuchen wir erneut unser Glück. Wir erklären das wir
Touristenvisa brauchen. Man spricht zwar mit uns, aber die Tür bleibt
verschlossen, stehen auf der Straße und nur durch die Gitterstäbe sehen wir mit
wem wir es zu tun haben. Man reicht uns das Antragsformular nach draussen, das
wiederum müssen wir erst kopieren gehen, da sie anscheinend nur das eine haben.
Wir reichen dann also die Formulare, eine Kopie vom Pass, 2 Passbilder und pro
Visa 60 US Dollar durch die Gitterstäbe. Nach gut 3 1/2 Stunden Wartezeit in der
brütenden Hitze bekommen wir unsere Pässe zurück. Wir sind happy, das Visa ist
sogar für doppelten Eintritt, das macht das Reisen echt leichter.
Unser Urlaub im B Camp ist zu Ende. Wir bedanken uns auf diesem Weg bei
allen die uns Unterstützt und uns versorgt haben. Es war echt nett bei euch,
vielleicht sieht man sich mal wieder. Die Welt ist klein !
Polizeikontrollen gibt es in Nigeria reichlich, oft wird man mit Hilfe
eines Nagelbrettes zum Halten gezwungen, was wirklich sehr wirkungsvoll ist. Vor
uns taucht schon wieder eine auf, wir fahren rechts ran. Der Beamte begrüßt uns,
fragt wo wir her kommen, wo wir hin wollen und ob wir Touristen sind. Der
Führerschein wird begutachtet, dann noch der Fahrzeugschein. Hier kann er
anscheinend keine Fehler finden, jetzt fragt er nach dem Feuerlöscher, kein
Problem davon haben wir gleich zwei. Er fordert Jan auf das Abblendlicht
einzuschalten, dann das Fernlicht, den Blinker rechts, den Blinker links, das
Bremslicht, natürlich auch das Licht zum Rückwärtsfahren, dann Handbremse
anziehen, ein Stück vorfahren und bremsen, ein Stück zurückfahren und Bremsen
und er meint “you have a problem with your breaks”, so langsam wird es
lächerlich sind wir denn hier beim TÜV? Das sollte er mal bei den einheimischen
Fahrzeugen prüfen. Er kann keinen Fehler finden und wir dürfen weiterfahren.
In Calabar ist man beim B Camp über unser erscheinen schon informiert.
Wir haben zwar ein paar Probleme eben die Leute zu finden die von uns wissen,
schaffen es aber nach einigem Hängen und Würgen. Das Camp hier ist nicht so
komfortabel wie in Abuja, aber die Leute hier sind genauso nett. Es dauert nicht
lange bis wir viele nette Kontakte haben und herzlich aufgenommen werden.
Auf der Botschaft von Kamerun treffen wir Volkmar und Chris wieder, die
schon dabei sind die Formulare auszufüllen. Hier ist es erforderlich ein
Bittschreiben an den Konsul mit abzugeben, für dieses Schreiben muss man sogar
extra *Briefmarken* kaufen. Wir warten noch darauf das endlich jemand kommt dem
wir den Antrag in die Hand drücken können, als einer der hier Angestellten
verkündet was genau die Visa kosten und wie diese zu bezahlen sind. Nur in Neira
oder CFA ! Wir sind perplex, die wollen weder Dollar noch Euro! Soviel Neira
haben wir gar nicht mehr, Claudia und Werner haben das selbe Problem. Wir müssen
also auf die Bank und Geld tauschen. Der Schalterfuzi sagt das er kein Geld
tauschen kann, nur Travellerschecks. Kein Problem für Claudia, die ihm die
Schecks vor die Nase hält. Der Typ betrachtet die Dinger eingehend, steht auf,
geht weg. Als er wieder kommt meint er, es wäre doch besser Bargeld zu tauschen.
Das soll einer verstehen. Jetzt muss er noch nach dem Wechselkurs schauen, 156
Neira sagt er. Damit sind wir nicht einverstanden, der Kurs ist 165 Neira. Er
steht noch mal auf um nach zu schauen und gibt uns dann recht. Einen Beleg
bekommen wir nicht, er wüsste nicht wofür. Na dann halt nicht. Eine Stunde
nachdem wir unsere Visa bezahlt haben, händigt man uns die Pässe wieder aus.
Im B Camp darf ich ( Sonja ) auch endlich mal wieder Haare schneiden, so
können wir uns wenigstens bei Barbara bedanken. Sie hat uns schon mit frischem
Brot, gutem Frühstück und Abendessen versorgt. Als wir nach getaner Arbeit noch
zusammensitzen kommen wir auf das Thema Waschmaschine, jetzt ist Jan an der
Reihe, er schraubt die Maschine auf und fischt einen verlorengegangenen BH Bügel
wieder raus. Ständig muss man sich ins Gedächtnis rufen, dass wir hier in
Nigeria sind. Wir können die tollen Zufälle selber kaum glauben. Vielen Dank
euch allen, hat uns riesig gefreut euch kennen zu lernen !
Auf dem Weg zur Grenze sind wir teilweise auf Piste unterwegs. Es hat
hier vor einigen Tagen das erste mal geregnet was die Strecke nicht besser
gemacht hat. Wir kämpfen uns durch kleinen Löcher, riesige, wassergefüllte
Krater und tiefe schlammige Fahrspuren, was uns viel Zeit kostet. Der Polizist
hier an der nigerianischen Grenze ist irgendwie völlig von der Rolle und total
hektisch, verzweifelt sucht er den Schlüssel für die Schublade in dem die
Stempelutensilien verstaut sind. Schliesslich verlässt er den Raum und kommt mit
einer kleinen Brechstange wieder, bevor er sich allerdings an die Arbeit macht
wirft er noch einmal einen Blick in die Jackentasche und siehe da, der
Schlüssel. Sichtlich erleichtert, das er die Schublade nicht aufbrechen muss,
stempelt er unsere Pässe. Auch unser Carnet wird anstandslos abgestempelt und
wir verlassen Nigeria.
Nachtrag :
Bevor man nach Nigeria fährt macht man sich so seine Gedanken, denn das was man
so hört ist selten etwas Gutes. Vor allem die vielen Kontrollen der korrupten
Polizeibeamten sind immer wieder im Gespräch, aus diesem Grund haben wir während
unseres Aufenthalts eine Strichliste über die Kontrollposten geführt.
Insgesamt gab es auf unserer Strecke 52 Kontrollposten, bei 30 davon
mussten wir halten, 13 waren mit Nagelbrettern und ein Stop war eine
Gesundheitskontrolle.
Im Gegensatz zu dem was man schon gehört hat, sind das nicht besonders
viele Stops, auch mussten wir nirgends etwas bezahlen. Wir haben uns wohl eine
gute Strecke ausgesucht und eine Portion Glück gehabt.